Erst volle Konzentration und dann Vollgas

Trier · Die Universität Trier profitiert auch in ihrem Sportprogramm von zahlreichen internationalen Studenten. So auch in der hierzulande seltenen Sportart Softball. TV-Mitarbeiterin Lena Mehren hat sich mit Schläger und Helm bewaffnet und die Sportart getestet.

 Sieht aus wie Baseball – ist es aber nicht: TV-Mitarbeiterin Lena Mehren (hier mit Trainer Yasutaka Akimoto) hat an der Universität Trier die Sportart Softball ausprobiert. Und festgestellt, dass der Sport alles andere als „soft“ ist. TV-Foto: Lena Mehren

Sieht aus wie Baseball – ist es aber nicht: TV-Mitarbeiterin Lena Mehren (hier mit Trainer Yasutaka Akimoto) hat an der Universität Trier die Sportart Softball ausprobiert. Und festgestellt, dass der Sport alles andere als „soft“ ist. TV-Foto: Lena Mehren

Trier. Ein kleines Stückchen Amerika in Trier - oder doch eher Japan? Softball ist vor allem als Abwandlung des Baseballs aus den USA bekannt, aber mindestens genauso populär ist der Sport in Japan. "Softball und Baseball sind der Fußball Japans": So beschreibt Trainer Yasutaka Akimoto den Bekanntheitsgrad der Sportarten in Japan. Der Unterschied zum Baseball besteht vor allem in der Größe des Balls, der deutlich größer ist, und dem Spielfeld, das etwas kleiner ist.
Der 36-jährige Coach spielt bereits seit 25 Jahren Softball und trainiert jetzt die Trierer KamiKatzen, ein gemischtes Team aus Frauen und Männern in allen Altersklassen. Im Gegensatz zu den amerikanischen Ligen spielen in Japan nicht ausschließlich Frauen Softball.
Trendsport in der Halle die reportage


Und überhaupt: "Soft" ist die Sportart sicherlich nicht, wie ich im Training feststelle. Mit vagen Vorstellungen von Baseball aus amerikanischen Filmen und Grundschulkenntnissen im Brennball stelle ich mir das alles nicht so schwer vor. Bälle fangen und werfen und geschickt den Schläger schwingen - das müsste machbar sein! Ein paar einfache Wurfübungen zum Aufwärmen strafen mich für meine Vorstellungen bereits ab. Der große Handschuh an meiner linken Hand gibt mir zunächst das Gefühl, meine Hand wäre nach einem Bienenstich furchtbar angeschwollen. Wie ich aber schnell merke, ist der Handschuh ziemlich hilfreich, wenn der Ball mit großer Wucht auf meinen Körper zufliegt. Ich frage mich, wer sich den Namen Softball ausgedacht hat - während der Ball am Handschuh abprallt und ziemlich schmerzhaft gegen mein Bein prallt. Der blaue Fleck ist programmiert.
Das Werfen erfordert vollen Körpereinsatz. Vom kleinen Finger bis in die Füße muss alles genau koordiniert werden, und fast jeder Muskel wird beansprucht. Ich versuche, das zu befolgen, und schon fliegt der Ball, wie ich mir das gewünscht habe - nur schnell und schön sieht es noch nicht aus.
Beflügelt durch den kleinen Erfolg fühle ich mich bereit für die Schlagübung mit dem Softballschläger. Schläger mit beiden Händen festhalten, Beine parallel gestellt, Ball fokussiert, mit Schwung ausgeholt und - ein Luftloch geschlagen. Genau wie beim zweiten, dritten und vierten Versuch. Ich bin erstaunt, wie schwer es ist, einen Ball zu treffen. Nach mehreren Luftschlägen treffe schließlich auch ich zum ersten Mal. Nur irgendwie fliegt er nicht so weit wie in meinen Erinnerungen aus den amerikanischen Filmen. Eher trifft der Ball unglücklich meinen Schläger und plumpst auf den Boden - aber immerhin getroffen.
Ein bisschen Angst vor dem Spiel habe ich jetzt schon. Immerhin schauen alle auf mich und warten konzentriert, bis ich den Ball treffe und losrenne. Der Pitcher, also derjenige, der mir den Ball zuwirft, sieht mir die Angst an und wirft ganz locker. In meiner Freude, den Ball getroffen zu haben, vergesse ich fast zur nächsten Base, quasi meiner Haltestelle im Spielfeld, zu laufen. Ich bemerke den Fehler und laufe so schnell ich kann und schaffe es gerade noch rechtzeitig, bevor der Ball gefangen wird.
Ab jetzt will ich konzentrierter zu Werke gehen und gehe bereits leicht in die Hocke, um direkt voll loszulaufen. Der Ball fliegt und ich renne, nur trifft der Batter, also der Angreifer mit dem Schläger, den Ball nicht. Das Adrenalin in meinem Körper lässt mich kaum stillstehen.
Nachdem ich die Runde vollkommen geschafft habe, muss ich direkt den nächsten Ball schlagen. Die Kunst, still stehenzubleiben und das Adrenalin zu ignorieren, erfordert eine Menge Übung, aber auch als Einsteiger hat man direkt großen Spaß an der Sportart, die ich jedem nur empfehlen kann. Genau wie Yasutaka Akimoto: "Man kann laufen, schlagen und fangen in einem." Welche Sportart kann das schon von sich behaupten?

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