„Schützen-Schumi“ klettert wieder Richtung Olymp

München (dpa) · Der Mann ist nicht zu bremsen. Nicht durch die Fallstricke, nicht durch das Alter, nicht durch die Berufsfortbildung, nicht durch die Konkurrenten. Sportschütze Ralf Schumann hat sich spätestens in München aufgemacht zu seiner siebten Klettertour Richtung Olymp.

Dreimal stand er ganz oben, zweimal ganz knapp unterhalb des Gipfels wie zuletzt vor drei Jahren in Peking mit Silber. Nur einmal hatte er das Gipfelkreuz aus den Augen verloren. Der dreimalige Olympiasieger ist auf dem besten Weg, im nächsten Jahr in London mit dann 50 Jahren bei den Spielen dabei zu sein - und das heißt bei Ralf Schumann automatisch, um Gold zu kämpfen.

Zwei Medaillengaranten des Deutschen Schützenbundes (DSB) lieferten beim letzten Weltcup dieser Saison daheim in München einmal mehr eine beeindruckende Demonstration ihrer Stärke ab. Christian Reitz gewann den zweiten Weltcup hintereinander. Schumann zeigte in der entscheidenden Phase seine aus vielen Jahren und Wettbewerben bekannte Siegermentalität und kämpfte sich nach einem verpatzten Vorkampf mit einer Energieleistung und all seiner Routine auf Platz zwei. Dabei hatte er mindestens einen zuvor besser platzierten Konkurrenten um einen Olympia-Quotenplatz zu bezwingen.

Nachdem Reitz schon in Fort Benning den ersten olympischen Startplatz für den DSB gewonnen hatte, holte Schumann jetzt Nummer zwei. Nur bei der EM Anfang August in Belgrad wäre dies noch möglich gewesen, doch da ist Schumann verhindert: „Ich konzentriere mich jetzt voll auf mein Diplom-Trainerstudium an der Sporthochschule in Köln und schieße die EM nicht mit.“ Da interne Konkurrenz fehlt, wird das Erfolgsduo, das mit Silber und Bronze in Peking allein für die Hälfte der Gesamtmedaillenausbeute des DSB gesorgt hatte, auch in London antreten.

Beide haben sich mehr und mehr mit dem neuen, zuschauer- und medienfreundlichen Finalmodus angefreundet. „Man kann einen wirklichen Fehler leichter ausgleichen“, bemerkte Reitz. „Außerdem kam mir zugute, dass es im Endkampf wieder bei Null beginnt“, ergänzte Schumann.

Die Vorkampftreffer werden gestrichen, die sechs Besten schießen ihre fünf Schüsse innerhalb von vier Sekunden, danach wird nur nach Treffern und Nicht-Treffern unterschieden, das komplizierte Addieren der Ringe entfällt. Nach vier Serien fällt der schwächste Schütze aus dem Feld, nach jeder weiteren Serie scheidet erneut ein Sportler aus. Am Ende streiten die beiden Besten um Gold und Silber. „Wenn man bis dahin dabei ist, sind das noch einmal 45 Schuss mit teilweise langen Pausen, das erfordert viel Kraft“, erklärte Reitz.

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