Das Nadelöhr bleibt umstritten

KYLLBURG. Nach dem Verkauf der Mühle Zahnen in Kyllburg (der TV berichtete) flammt die Diskussion über die Verkehrssituation in der engen Mühlengasse wieder auf. Die Meinungen der Anlieger sind geteilt. Behörden sehen keine Veranlassung einzuschreiten.

Mitten in der Nacht steht Rudolf Müller auf, setzt sich an seine Haustür und notiert stundenlang alle LKW, die durch die Sackgasse zur Getreidemühle Zahnen fahren oder von dort kommen. Ergebnis: "Mittlerweile fahren die ersten LKW schon zwischen 4.30 und 5 Uhr hier durch. Insgesamt sind es im Lauf der Jahre immer mehr geworden, täglich zwischen 28 und 34 Ein- oder Ausfahrten." Der Anlieger kämpft gegen die Lärmbelastung und die Gefahren der Engstelle zwischen den Hotels Müller und "Zur Post". Der Stadtrat hat sich gegen eine Verschärfung des Tempolimits von 20 auf zehn Kilometer pro Stunde ausgesprochen und auch Bodenschwellen abgelehnt (der TV berichtete). Risse in seiner Hauswand führt Müller auf den Schwerverkehr zurück: "Die Straße ist zu eng und für eine solche Belastung überhaupt nicht ausgelegt, das haben mir Behördenvertreter bestätigt." Daher strebt er mit seinem Rechtsanwalt ein Beweissicherungsverfahren an. Einen Neuausbau der Mühlengasse wiederum hält Müller für unpraktikabel. Es sei technisch mit großem Aufwand verbunden, damit die Häuser künftig nicht mehr beeinträchtigt würden. Dass die Anlieger diese Kosten tragen müssten, sieht Müller nicht ein, da die Straße für den normalen Verkehr noch gut genug sei. Zudem seien das Hotel und vor allem die Mühle während der Bauzeit nicht anzufahren. Auch das Grundproblem der Enge werde so nicht behoben. Abgesehen von einem Brückenbau über die Kyll sieht Müller dauerhaft nur eine Option: "Der Mühlenbetrieb muss aussiedeln." Letzteres wäre auch Dina van Drie am liebsten, die ebenfalls Risse an ihrer Hauswand beklagt. Bei der Inhaberin des Hotels "Zur Post" beschwerten sich immer wieder Gäste über den nächtlichen Verkehrslärm. Kaufinteressenten für ihr Hotel hätten angesichts der Verkehrssituation Abstand genommen. Marion Seitz, Besitzerin des Hotels Müller, möchte sich ebenso wie ein weiterer Anlieger nicht zu dem Thema äußern. Rudolf Müllers Nachbarin Monika Zahnen-Simon, Schwester des vorigen Mühlenbesitzers und neuen Prokuristen Georg Zahnen, bestätigt eine Zunahme des Verkehrs in den vergangenen 20 Jahren. Ob es jedoch nachts mehr Fahrten gebe, bekomme sie schlicht nicht mit: "Ich fühle mich durch den Verkehr weder behindert noch gestört. Jeder, der hier hingezogen ist oder hier etwas aufzieht, wusste, was er vorfindet." In einem durchschnittlichen Wohngebiet führen jedenfalls mehr Fahrzeuge, weil die Mühlengasse keinen Durchgangsverkehr habe. Das Leben in beengten Verhältnissen funktioniere nur durch einvernehmliches Miteinander. Das sieht auch Monika Zahnen-Simons Mann Edgar Simon so. Bei einem Vermittlungsgespräch mit zahlreichen Behördenvertretern und Anliegern im Kyllburger Rathaus Anfang Juli wurde keine Einigung erzielt. Seit 1. September gehört die Mühle Zahnen zur Werhahn Mühlen KG. Fritz Schmidt von der Geschäftsleitung: "Georg Zahnen hat uns versichert, dass keine Auflagen zu erwarten sind, die den Betrieb der Mühle nachhaltig stören. Es ist weder geplant, die Kapazitäten auszubauen, noch den Standort zu verlagern." Tatsächlich hat die Gewerbeaufsicht vor Ort keine unzulässigen Lärmwerte festgestellt (siehe Extra). Auch ein Ausbau ist derzeit beim Stadtrat kein Thema. Für Georg Zahnen ist der Fall erledigt: "Ich halte mich an die vorgeschriebenen Zeiten und Emissionswerte."

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