Gefahr aus dem Internet

TRIER/LANDAU. Immer früher nutzen Kinder die Möglichkeiten des weltweiten Netzes. Bereits mit zehn Jahren, so ergab eine Studie, surfen sie durchs Internet. Die Möglichkeit, dabei auf pornografische Inhalte zu stoßen, ist groß. In einer Studie wurde der Umgang Jugendlicher mit sexuellen Inhalten im Internet erfragt.

An der Studie, die nun in Trier vorgestellt wurde, hatten 1352 Jungen und Mädchen verschiedener weiterführenden Schultypen aus ganz Rheinland-Pfalz teilgenommen, darunter 161 Schülerinnen und Schüler des Auguste-Viktoria-Gymnasiums in Trier und der Hauptschule Trier-Ehrang. Gegenstand des Projekts war es, mit Hilfe eines Fragebogens herauszufinden, welche sexualitätsbezogene Inhalte zwölf- bis 18-Jährige sich im Internet ansehen und welche Emotionen sie bei ihnen hervorrufen. Beispielsweise wurde gefragt, wie oft und mit wem sie pornografische Seiten gesehen hätten, oder wie sie darauf gekommen waren. In einer Episode konnten die Teilnehmer der Studie berichten, was sie gesehen hatten. "Wir haben bewusst vermieden, Informationen durch uns zu geben, wir haben nur gefragt", sagt Psychologiedozentin Christine Altstötter-Gleich von der Universität Landau, die zusammen mit dem Pro Familia Landesverband Rheinland-Pfalz die Studie durchführte. Mehr als 60 Prozent der Befragten beschrieben mindestens eine sexualitätsbezogene Szene, insgesamt waren es 1545. 33 Prozent der Befragten berichteten Erlebnisse, die unter "Soft-Pornografie" kategorisiert werden. 16 Prozent beschrieben "harte" Pornografie - die ihnen eigentlich nicht zugänglich sein dürfte und deren Verbreitung unter Strafe gestellt ist. Der Zugang ist oft kinderleicht

Zwar gibt es gesetzliche Regelungen, die aus jugendschutzrechtlichen Gründen Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren den Zugang bereits zu einfacher Pornografie verbieten. Die Realität sieht anders aus. Im Internet haben Kinder und Jugendliche einen relativ leichten Zugang zu sexuellen und pornografischen Inhalten. Neben Aussagen, dadurch "etwas dazu gelernt zu haben oder angemacht worden zu sein", zeigten sich Jugendliche häufig überfordert, angeekelt oder verängstigt. Angebote auf ausländischen Servern unterliegen weniger strengen Regelungen als in Deutschland. Zugangsbeschränkungen können mit einem "Maus-Click" beseitigt werden. Außerdem fehlt häufig Filtersoftware, die pornografische Inhalte blockiert. Hinzu kommt: Wenn Jugendliche im Internet surfen, sind Erwachsene meist nicht dabei. In 98 Prozent der Haushalte, in denen Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren aufwachsen, ist mindestens ein Computer vorhanden. 89 Prozent der Haushalte verfügen über einen Internetzugang. Durchschnittlich sind Jungen 9,4 Stunden wöchentlich online, Mädchen 5,2 Stunden. Dabei treffen die Jugendlichen eher selten per Zufall auf sexuelle und pornografische Inhalte, sondern - das ergab die Studie - nutzen gezielt Suchmaschinen oder gehen aufgrund von Tipps aus dem Freundeskreis Informationen nach. Da das Wissen um die Inhalte also längst Bestandteil der Erfahrung von Kindern und Jugendlichen sei, sei eine thematische Auseinandersetzung damit vonnöten, betonten die Expertinnen. Die Vermittlung von Medienkompetenz sei wichtig. Die Anregungen lassen sich prägnant zusammenfassen: Eltern müssen sich als Ansprechpartner in einem vertrauensvollen Verhältnis anbieten. Kinder dürfen nicht mit dem Internet allein gelassen werden. Das Internet muss sicherer gemacht werden. Im Zweifelsfall sollten Fachleute um Rat gefragt werden. Notfalls sollten Seiten zur Anzeige gebracht werden. Die Studie ist bei Pro Familia Trier, Kochstraße 4, Telefon 0651/22660, kostenlos erhältlich. Dort gibt es weitere Tipps, wie Kinder und Jugendliche sicher surfen können.

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