Unsere Vereine Thommys tolle Tanten – und ein warmer Kartoffelsalat

Gransdorf · „Es ist eine Herzensangelegenheit, besonders für die Älteren“, sagt Friedebert Spoden, Ortsbürgermeister von Gransdorf. Gemeint ist die Theatergruppe, die seit 70 Jahren aktiv ist. Jakob Näckel hatte die Gruppe mit 18 Leuten 1949 ins Leben gerufen, und bis zu seinem Tod 1976 blieb der Gründervater auch der Vorsitzende.

 Großer Zusammenhalt herrscht bei der Theatergruppe Gransdorf. Das Foto entstand vor einer der vielen Proben vor dem Auftritt im Januar.

Großer Zusammenhalt herrscht bei der Theatergruppe Gransdorf. Das Foto entstand vor einer der vielen Proben vor dem Auftritt im Januar.

Foto: Lydia Vasiliou

Ununterbrochen wurde seitdem in Gransdorf Theater gespielt. Schauplatz waren zunächst die Gasthäuser Spoden und Zum Holzwurm. Seit 1981, nach dem Umbau der alten Schule zum Gemeindehaus, spielt sich das Theater dort ab. Dazu muss aber immer das passende,  aufwendige Bühnenbild erarbeitet werden. Alles in Eigenleistung, versteht sich – bei dem heute 40 Mitglieder umfassenden Verein packen alle mit an. „Nicht nur die Kulissen müssen angefertigt werden, auch ein erhöhter Bühnenboden wird extra für die Aufführungen gebaut“, sagt der Vorsitzende Timo Willems. Auch die Deckenkonstruktion, in der ein Mikrofon versteckt wird, gehört zu den Arbeiten im Vorfeld. Und wenn die Aufführungen vorbei sind, wird alles wieder abgebaut und zusammen mit den Requisiten in einer alten Scheune in Gransdorf gelagert, „denn auch andere Vereine nutzen das Gemeindehaus“, sagt Ortsbürgermeister Spoden.

Seit Oktober laufen nun die Proben auf Hochtouren, denn im Januar sind vier Aufführungen von „Thommys tolle Tanten“ geplant. „Das ist eine relativ kurze Zeit, in denen geprobt wird“, sagt Timo Willems, „das zeugt aber auch von unserer Qualität und dem Zusammenhalt innerhalb des Vereins“. Und das, obwohl die Darsteller nicht alle aus Gransdorf sind, sondern auch aus den umliegenden Orten Hüttingen an der Kyll, Neidenbach, Oberöfflingen, Landscheid, Gindorf und auch aus Konz. Allerdings haben alle irgendwie einen familiären Bezug zu Gransdorf. „Bei uns herrscht in den letzten Jahren eine Wahnsinnsharmonie, auch bei den Proben“, betont Birgitt Willems, die selbst auch im Stück mit eingebunden ist. Offensichtlich macht es allen Beteiligten sehr viel Spaß, und dass man in so vielen Jahren einiges zu erzählen hat, ist auch nicht verwunderlich. „Ich erinnere mich noch gut, dass wir mit einem Viehanhänger die ganze Bühne und alles was dazu gehört transportiert, aufgebaut und wieder abtransportiert haben“, sagt Jutta Willems, „das Urgestein der Truppe“, fügt Spoden hinzu, denn Jutta Willems ist seit 42 Jahren dabei. Der Transport war nötig, weil die Gransdorfer Anfang der 80er Jahre zwei oder drei Jahre lang zusätzlich auch auswärts gespielt hatten. So kamen auch die Menschen in Speicher, Baustert und Trimport in den Genuss der lustigen Stücke und vor allem der Gransdorfer Schauspielkunst. Nachwuchssorgen haben die Gransdorfer Laienspieler auch nicht. Es gibt eine Jugendgruppe, die vor allem beim Seniorentag ihre Schauspielkunst vorführen kann. Dass es diesen Tag gibt, dafür haben die Gransdorfer Theaterleute gesorgt. Mitte der 1960er Jahre wurde der Seniorentag erstmals ins Leben gerufen. Bis heute wird den alten Menschen Mittagessen und anschließend Kaffee und Kuchen serviert. „Alles selbst gekocht und gebacken“, sagt Birgitt Willems und selbstverständlich vom Theaterverein finanziert, der dafür die Einnahmen des Kartenverkaufs für die vier Aufführungen und den Erlös des Verzehrs an den Abenden verwendet. Den Kindern, die beim Seniorentag mitmachen, wird auf Kosten des Vereins ein Zeltlager, Wandertag oder ein Kinobesuch als Dank geboten. „Kinder- und Jugendarbeit ist uns sehr wichtig“, sagt Schriftführerin Karina Jeitner. „Wir beteiligen uns unter anderem mit den Kindern auch an der Aktion Saubere Landschaft“.

Vier Aufführungen gibt es nun im Januar im Gemeindehaus in Gransdorf, 190 Plätze stehen jeweils zur Verfügung. Nicht nur die Gransdorfer warten auf die Aufführungen. In das 320 Einwohner zählende Dorf „kommen sogar Leute aus Maastricht und Luxemburg“, sagt der Ortsbürgermeister. Deshalb werde auch nicht in Mundart gespielt, „die Auswärtigen verstehen das sonst nicht“, sagt Vereinsmitglied Karl-Heinz Rodenborn, der ebenfalls schon viele Jahre im Verein und aktiver Schauspieler ist.

„Viele Leute kennen Gransdorf in erster Linie vom Theaterverein her“, weiß Ortsbürgermeister Spoden. Möglicherweise aber auch vom warmen Kartoffelsalat, der seit der ersten Aufführung im Gemeindehaus an den Theaterabenden angeboten wird und „nach dem heute schon gefragt wird“, sagt Birgitt Willems lachend.

Drei Fragen an den Vorsitzenden Timo Willems

Als Vereinsmitglied spielen Sie ja auch auf der Bühne. Wann war denn Ihr erster Auftritt?

Meine Bühnenkarriere begann mit vier Jahren. Ich bin da hineingewachsen, weil meine Eltern schon sehr lange dabei sind.

Was bedeutet Ihnen der Verein?

Er gehört zu meinem Leben, während der Probenzeiten sowieso und im Rest des Jahres beteilige ich mich an sämtlichen Aktionen und Vorplanungen für das kommende Jahr.

Sie haben selbst Kinder. Sind die auch schon aktiv im Verein?

Ja, beide – sechs und neun Jahre – spielen schon mit beim Seniorentag und freuen sich darauf. Mit meinen Kindern ist meine Familie schon in der dritten Generation im Verein aktiv.

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