Glaube im Alltag

Darf man den Medien derzeit glauben, erleben die Menschen in Deutschland seit einigen Wochen eine nur schwer zu bewältigende Zeit: den Weihnachtsstress. Gut gemeinte Ratschläge, wie dieser Stress in Grenzen zu halten sei oder ob etwas dagegen getan werden könne, füllen die Ratgeber.

Ein viel gelesenes Blatt titelt mit dem Problem und zeigt dabei ein romantisch anmutendes Winterdorf mit einer schönen Dorfkirche. Ich frage mich, ob hier die Kirche das Symbol für den hohen Stress oder vielleicht für einen möglichen Stressabbau sein soll. Schließlich sind wir Christinnen und Christen ja schuld an dem Ganzen. Wir feiern an Weihnachten die Menschwerdung Gottes. Jahr für Jahr. Aus Freude über dieses Gottesgeschenk begannen Menschen irgendwann einander Geschenke zu machen, um die eigene Freude zu teilen und weiterzugeben. Soweit so gut. Ebenso entwickelte sich der Brauch, dass es zu diesem besonderen Fest besonderes Gebäck gibt - und bestimmtes Essen je nach Landschaft und Familientradition verschieden. All das produziert nicht zwangsläufig Stress. Aber seit Jahren scheinen die Ansprüche an das Weihnachtsfest zu wachsen. Es soll ein perfektes Familienfest sein, an dem alle glücklich und zufrieden sind. Dafür können die Vorbereitungen nicht früh genug anfangen. Werbung und Handel tun Ihres dazu: Spätestens Anfang Oktober sind die Lebkuchen in den Geschäften und die Werbung läuft gezielt auf Weihnachten zu. Im Grunde genommen wissen alle, dass es kein perfektes Fest geben kann, dennoch lösen die Gedanken an mögliche Pannen Ängste und Stress aus: dass ein Geschenk nicht gefallen könnte, dass das wunderbare Essen misslingt oder nicht allen schmeckt, dass die erträumte Harmonie in der Familie sich nicht einstellt. Schade um das schöne Fest. Ingrid Müller Pastoralreferentin in Trier

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