Katharina staunt: Hilfe, die Popopolster kommen

Mode ist mir seit jeher ein Rätsel. Es ist ja schon schlimm genug, dass Menschen Geld damit verdienen, Leuten weiszumachen, dass man 2014 unbedingt Pelzjacken, Palmenprints und Plateauschuhe tragen muss.

Noch schlimmer ist allerdings, wie brav die Leute bei so was mitmachen. Selbst als sich irgendein Modegeck im Kokainrausch dachte, die Röhrenjeans sei so lange tot gewesen, dass die Menschen vielleicht vergessen hätten, wie hässlich sie war, und man ihnen einreden könnte, Wurstpelle wäre wieder schick, ging die Rechnung auf. Die blöde Röhre reüssierte. Von diesem unerwarteten Erfolg ermutigt, setzte die Modeindustrie auch die nächste Schnapsidee in die Tat um: sackförmige Pampershosen, deren Schlabberschritt praktischerweise erst am Knie beginnt. Zur Krönung des Wahnsinns wurde das dann noch in Overallform gegossen und hing, hässlich, wie es war, in ganz normalen Läden.

Daher mache ich mir jetzt ernsthaft Sorgen. Es geht nämlich längst nicht mehr nur um Passformen, Punkte und Pastellfarben. Seit kurzem geht es um den Popo. Der neue Clou sind nämlich - und das meine ich todernst - Popo-Push-Ups. Diese backenförmigen Polster werden in speziell dafür vorgesehene Innentaschen sündhaft teurer Jeans gesteckt und sorgen für ein größeres Gesäß.

Modegurus und Schönheitschirurgen ist nämlich aufgegangen, dass normale Männer Mädchen nicht so mager mögen. Weil die sich aber doch so mühevoll runtergehungert haben, bis nicht viel Rundes mehr übrig war, gibt es das jetzt halt aus Schaumstoff und Silikon. Die neue Regel lautet: Das Runde muss übers Eckige. Eine alte: Auf das Maß kommt es an. Ich sehe daher lieber vom Gebrauch der Popopolster ab.

Zum Abschluss ein kleines Gebet: Herr, bitte motte die Karotte für immer im Kleiderschrank der Geschichte ein.

Deutschland steckt voller Rätsel. Meist merkt man es gar nicht, weil man es nicht anders kennt. Man zapft blasenfrei, ohne sich zu fragen, was das soll. Man geht zum Arzt und wartet brav, obwohl man doch einen Termin hatte. Und wer kauft nur all diese Kittelschürzen? "Katharina staunt" - die Kolumne unserer Chefreporterin Katharina Hammermann. Jede Woche im Kulturteil.

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