Das Stehaufmännchen

Michael Billen hat es tatsächlich noch einmal geschafft: Der 54-jährige Landwirt wird bei der Landtagswahl im nächsten Jahr erneut als Spitzenkandidat der Bitburg-Prümer CDU an den Start gehen. Es ist Billens vierte Kandidatur und zugleich seine schwierigste, so viel steht nach Montagabend fest.

Denn Billens Kontrahenten kommen nicht nur aus den Reihen der politischen Gegner. Der 54-Jährige kämpft auch gegen weite Teile der Landes-CDU, die ihn - nach Bekanntwerden der Polizeidaten-Affäre - Ende vergangenen Jahres fallen gelassen hat wie eine heiße Kartoffel.

Wer Billen kennt, konnte damals schon erahnen, dass sich der ebenso kampferprobte wie kampfeslustige Vollblutpolitiker davon nicht würde abschrecken lassen. Im Gegenteil. Zwar gab Billen den CDU-Bezirksvorsitz ab (eine Wiederwahl wäre auch aussichtslos gewesen), zog sich in seine Bitburg-Prümer Heimatbastion zurück und präsentiert sich seitdem als unerschrockener und wackerer Anwalt der Eifel-Interessen gegen den Rest des Landes. Eine Trumpfkarte, die zog. Das mit allen Wassern gewaschene politische Stehaufmännchen hat es mit seinem gestrigen Sieg allen noch einmal gezeigt. Vor allem "denen in Mainz", die das Enfant terrible der rheinland-pfälzischen CDU am liebsten in die politische Frührente geschickt hätten. Dass sich der scheidende CDU-Landeschef Christian Baldauf und seine Nachfolgerin Julia Klöckner dabei derart weit aus dem Fenster gelehnt und Front gegen Michael Billen gemacht haben, war eine politische Dummheit. Billens gestriger Sieg ist damit zugleich eine deftige Watschn aus der Eifel für die Parteiführung. Ob die CDU-Vorderen wollen oder nicht: Nach der aktuellen Entwicklung bleibt ihnen nichts anderes übrig, als an den ehedem verstoßenen Parteifreund wieder Annäherungssignale zu senden. Sollte die Landauer Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen gegen Michael Billen tatsächlich einstellen, wird der Druck auf die Parteiführung sogar noch zunehmen.

Unabhängig davon: Michael Billen kann bis dato nur einen Etappensieg verbuchen. Für einen neuerlichen Einzug in den Landtag muss er sein Direktmandat verteidigen, weil ihm ein aussichtsreicher Listenplatz nicht sicher ist. Das aber kann ihm nur gelingen, wenn auch die Anhänger der jetzt unterlegenen Mathilde Weinandy Ende März 2011 bei Billen ihr Kreuzchen machen. Erst dann wird aus dem Etappen- ein richtiger Sieg.

r.seydewitz@volksfreund.de

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