Sinnloser Aufwand

Ein Spitzenduo soll es sein. Möglichst per Urwahl bestimmt.

Mit diesem Fahrplan droht den Grünen eine quälende Phase der Selbstbeschäftigung. Ist er doch kein Ausdruck grüner Stärke, sondern eine parteiinterne Notgeburt.
Weil sich die vier Partei- und Fraktionschefs nicht auf die Bestimmung zweier Zugpferde für den nächsten Bundestagswahlkampf einigen können, überlässt man der Basis das Sagen. Doch auch die könnte am Ende düpiert werden. Finden sich nur zwei Personen zu einer Kandidatur bereit, erübrigt sich die Befragung des Parteivolks. Und wenn sich mehr Promis bewerben, sind die Unterlegenen beschädigt.
Claudia Roth hat ihren Hut bereits in den Ring geworfen. Jürgen Trittin gilt als gesetzt. Derweil scheint Cem Özdemir keine ernsthaften Ambitionen zu hegen, und Renate Künast gilt seit ihrer verpatzten Berlin-Wahl als angeschlagen. Warum also nicht gleich ein Duo Roth/Trittin auf den Schild heben?
Ganz einfach, weil die beiden in der grünen Welt des Proporz- und Flügeldenkens nur den linken Truppenteil repräsentieren. Dabei sind die Realos an dieser Entwicklung nicht unschuldig. Ihre Frontfrau Renate Künast haben sie selbst nach Herzenslust demontiert, ohne über geeigneten Ersatz nachzudenken. Doch wie immer die Kandidatenfindung ausgehen mag, am Ende dürften die Grünen wieder von altbekannten Gesichtern repräsentiert werden. Roth oder Trittin als personalpolitische Innovation zu verkaufen, wäre jedenfalls lächerlich.
Wozu also der ganze Aufwand? Von grünen Wählern ist bekannt, dass sie sich eher für Programme statt für Personen interessieren.
Davon kann sich die Führungszentrale der Partei eine Scheibe abschneiden.

nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort