Super-Daten-Gau

Wikileaks und sein Gründer Julian Assange rühmten sich einst einer vermeintlich ehrenwerten Zielsetzung: Die Welt zu verbessern, indem sie durch das Veröffentlichen von staatlichen Geheimnissen Missstände anprangern. Waren die Anfangsschritte noch einigermaßen nachvollziehbar und konzentrierten sich auf das mögliche Fehlverhalten vor allem der US-Truppen in Krisenzonen wie im Irak oder Afghanistan, so stehen Assange und seine Organisation jetzt vor dem Trümmerhaufen ihrer Philosophie.

Gleich zweimal sind die Datenräuber gescheitert: Zum einen sitzt mit Bradley Manning der mutmaßlich wichtigste Informant längst in einem amerikanischen Militärgefängnis - ihn zu schützen ist misslungen.
Zum anderen ist jetzt durch die komplett unzensierte Freigabe der US-Depeschen ein Super-Gau entstanden. Hatte nicht Assange einst versprochen, sorgfältig und mit Blick auf die Zulieferer die Datenberge zu bearbeiten? Und hatten nicht jene Medien, mit denen er zunächst kooperierte, auch die Informationen so bearbeitet, dass möglichst niemand in Gefahr geraten sollte?
Was auch immer zu dem aktuellen Fiasko geführt hat: Dies ist eine skandalöse Situation, die das Leben von zahlreichen Menschen aufs Spiel setzt, die unter anderem krasse Menschenrechtsverletzungen in ihren Heimatstaaten angeprangert haben. Dass China oder der Iran keinerlei Rücksicht kennen, wenn es um solche vermeintlichen Staatsfeinde geht, ist bestens bekannt.
Der Daten-Anarchist Assange und seine ebenso skrupellosen Helfer dürften also Blut an den Händen haben - wobei der weiter unscharf definierte Zweck dieser Bloßstellungen offenbar alle Mittel heiligt.

nachrichten.red@volksfreund.de

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