Die Fastendose

Gibt\'s sie noch, die Fastendose oder ist sie längst verschwunden? In meinem Kopf, da gibt\'s sie noch, die Geschichte hab ich drin gefunden. Fastnacht, in meiner Erinnerung war spannend, lustig, geheimnisvoll.


Man lief als Prinzessin oder Cowboy herum,
fühlte sich als Hex\' oder Tiger toll.

Heute ziehen durch die Straßen
Narren, wunderschön maskiert,
die massenweise fallen lassen
Süßkram, was das Herz begehrt.

Diesen hatten wir als Kinder
selten nur und auch nicht viel.
Ganz schlecht, wenn dann im Winter
die Valentinkirmes in die Fastenzeit fiel.

Zur Wallfahrt kamen die Verwandten
und brachten uns Kindern etwas mit.
Himbeerbonbons von den Tanten,
Côte d\'or von Godi war der Hit.

Eine dicke Apfelsine
oh, wie duftete die stark,
brachte Tante Katharine,
von dem Pätter gab`s \'ne Mark.

Die Freude wär \'ne riesengroße
hätten wir nicht Fastenzeit.
Oben stand die Fastendose
für alles Süße schon bereit.

Tapfer stopfte ich hinein
all meine Schätze, kaum zu glauben.
Die Apfelsine obendrein,
ließ alles mir bis Ostern rauben.

Ein Einmachglas war meine Dose,
das war gemein, täglich konnt ich sehn,
die Apfelsine, die riesengroße,
die bunten Bonbons, wunderschön.

So schob ich diese Genussversuchung
ganz weit hinunter unters Bett.
Vergaß sie zu meiner Verwunderung,
alles war wieder gut und nett.

Am Ostersamstag zog ich, oh Schreck,
unterm Bett mein Fastenglas raus.
Alle Bonbons waren weg,
drin saß eine dicke Maus!

Markerschütternd gellt mein Schrei
von oben durch das ganze Haus.
Die Mama rennt erschreckt herbei
und starrt auf meine Fastenmaus.

Doch plötzlich lacht sie, wischt mir die Tränen.
"Hör auf zu weinen, sei nicht bang.
Die Maus ist deine Apfelsine,
für sie war die Fastenzeit zu lang."

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