Ein As im Ärmel

Diesen Kommentar hätte der TV auch von jedem Passanten am Nikolaus-Koch-Platz bekommen können! Ich dachte, die Aufgabe einer neutralen Presse sei es, ihre Leser gut und objektiv zu informieren. So war ich doch schockiert ob der Naivität, mit der Bernd Wientjes die gebetsmühlenartige Diskreditierung der Ärzteschaft durch Gesundheitsministerin Ulla Schmidt unkritisch übernimmt und die Folgen der bevorstehenden Gesundheitsreform herunterspielt.

Bei den Protestaktionen geht es eben nicht nur um unsere eigenen Interessen. Es geht um den Erhalt der flächendeckenden ärztlichen Versorgung. Bei den auf uns zukommenden Einzelverträgen mit den Krankenkassen werden diese die Bedingungen diktieren. Wir gehen derzeit davon aus, dass 25 bis 30 Prozent der Arztpraxen diesen "Wettbewerb" nicht überleben werden. Die Ärzte, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, werden keine Nachfolger finden. Der Ärztemangel ist jetzt schon Realität und wird sich weiter verschärfen. Das ist keine Panikmache, sondern das ist so gewollt, denn der freiberuflich tätige Arzt passt nicht in das ideologische Bild von Ulla Schmidt. Die "Staatsmedizin" ist durchaus kein Schreckgespenst. Die Behandlung wird zunehmend "von oben" diktiert (zum Beispiel Einflussnahme des Gesundheitsministeriums auf die Leistungspflicht der Krankenkassen durch Entmachtung des Gemeinsamen Bundesausschusses oder Behandlungsvorgaben der Krankenkassen im Rahmen der Einzelverträge). Eine letzte Anmerkung: meine Patienten wollen, dass ich für die Zukunft ihrer medizinischen Versorgung kämpfe. Der Protest geht weiter! Wir Ärzte haben ein As im Ärmel: ohne uns geht es nicht, und wir sind jederzeit in der Lage, das System durch unseren Ausstieg zusammenbrechen zu lassen. Darüber sollte sich die Politik im Klaren sein! Dr. med. Walter Gradel, Internist, Trier-Ehrang

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