Nicht haltbare Ausrede

Zum Artikel "Verantwortung bei Guttenberg" (TV vom 9. März):

Die Aussage von Professor Häberle und Zweitprüfer Professor Streinz, dass im Jahr 2006 die technischen Möglichkeiten nicht vorhanden waren, eventuelle Plagiate und Ungereimtheiten in der Dissertation von Herrn zu Guttenberg zu erkennen, halte ich schlicht für eine nicht haltbare Ausrede. Im Jahr 2006 standen bereits die gleichen Suchmaschinen wie heute im Internet zur Verfügung, mit deren Hilfe es ja letztendlich gelungen ist, Plagiate und nicht aufgeführte Quellen und Zitate zu entdecken. Als Vater einer promovierten Geisteswissenschaftlerin, die etwa im gleichen Zeitraum ihren Doktorgrad an einer sehr renommierten Universität erworben hat, kann ich nur feststellen, dass es offensichtlich erschreckende Unterschiede hinsichtlich der Arbeitsauffassung und Pflichten eines Doktorvaters gibt, der seine Doktoranden und deren Dissertationen durchaus kritisch, aber auch empfehlend und anregend begleiten soll. Im Fall meiner Tochter hatte das Engagement ihres Doktorvaters und der über Jahre geführte Dialog jedenfalls zum Ergebnis, dass sie ihre Arbeit später erweitert und als wissenschaftliches Buch veröffentlicht hat.

Zum Rigorosum ist festzustellen, dass Herr zu Guttenberg sich in einer mündlichen Prüfung einem Gremium seiner Universität zu stellen hatte, das seine dort gezeigten Kenntnisse mit der höchsten zu vergebenden Bewertung, also summa cum laude, benotet hat. Die Frage drängt sich auf, was hierbei eventuell versäumt worden ist. Oder hat man zu Guttenberg anders behandelt als gewöhnliche Kandidaten an dieser Uni?

Helmut Birnfeld, Trier

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