Gartenkolumne Schon Schneeglöckchenzeit?

Wer denkt Anfang Januar bei Dauerregen schon an Frühling? Die Schneeglöckchen gelten eigentlich als Vorboten des Frühlings – doch der Klimawandel spielt auch noch mit.

               Kathrin  Hofmeister.

Kathrin Hofmeister.

Foto: TV/Kathrin Hofmeister

Noch nie haben die Schneeglöckchen so früh geblüht. Wenn das kein Zeichen eines Klimawandels ist! Nach langjähriger Beobachtung läutet das Schneeglöckchen den Vorfrühling ein – und zwar von Mitte Februar bis Mitte März. So sagt es der „phänologische Kalender“. Erste Aufzeichnungen gehen auf die Japaner und ihr Kirschblütenfest zurück. 1750 ließ der Botaniker Carl von Linné in ganz Schweden Blütezeiten beobachten und sammelte die Daten in wissenschaftlichem Stil. 100 Jahre später gab der belgische Botaniker der „Lehre von den Erscheinungen in der Natur“ den Namen „Phänologie“. Und nun das! Gerade jetzt, wo wir den „phänologischen Kalender“ als präzise Richtlinie für Gartenarbeiten schätzen gelernt haben: Blühen die Schneeglöckchen, kann man die ersten Radieschen, Spinat und Kresse im Frühbeet aussäen. Man denke nicht mal dran! Aus zehn phänologischen Jahreszeiten macht der Klimawandel unberechenbar viele. Er springt vom Spätherbst ins Frühjahr, um kurz darauf mit einem Kälteeinbruch in den Winter zurückzuhüpfen. Am Anfang habe ich versucht, die Schneeglöckchensprösslinge immer wieder mit lockerer Erde zu bedecken. Vergeblich! Sie bekommen davon nur lange Hälse. Für den Notfall halte ich jetzt Tannenzweige zum Abdecken bereit. Nicht weniger unverfroren spitzen die Narzissen raus. Der Ratschlag, sie zu düngen, sobald sich die grünen Triebe zeigen, ist damit auch fragwürdig geworden. Wenn man ihnen jetzt schon Futter gibt, kommen sie viel zu früh in Schwung, das Gewebe wird mastig und frostanfälliger. Gut, dass man Schneeglöckchen nicht düngen sollte. Es macht sie blühfaul. Am besten wäre es, eine isolierende Schneedecke würde sich jetzt über alles legen. So wie es sich für einen anständigen Winter gehört!

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