Kolumne Hauptsache gesund Herzinsuffizienz ist die häufigste Erkrankung im Krankenhaus

Trier · Die Zahl der Patienten, bei denen eine Herzinsuffizienz vorliegt, ist steigend. Chefarzt Prof. Dr. med. Rainer J. Zotz gibt einen Überblick, welche Behandlungen jetzt und in naher Zukunft möglich sind.

Herzinsuffizienz: Fortschritte bei Behandlung der Herzschwäche
Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Wovor haben Frauen mittleren Alters gesundheitlich am meisten Angst? Vor Brustkrebs. Hätten Sie gewusst, dass die Prognose der Herzschwäche ähnlich oder schlechter als die von Brustkrebs, wie auch der meisten Krebsarten ist?

Herzinsuffizienz tritt immer häufiger auf

Da der Herzinfarkt wegen der inzwischen guten und häufigen Interventionsmöglichkeiten immer häufiger überlebt wird und die Hochdruckerkrankung immer mehr zunimmt, nimmt auch die Herzinsuffizienz immer mehr zu. Schon lange ist sie die häufigste Erkrankung im Krankenhaus und als Drehtürerkrankung gefürchtet, das heißt, der Patient kommt wenige Male wegen dieser Erkrankung zum Arzt, bevor er verstirbt.

Da frühzeitige Behandlung die Prognose aufgrund neuerer Medikamente deutlich verbessert, sollte die Diagnose so früh wie möglich bei Einschränkung der Belastbarkeit infolge Luftnot und dicker Beine und Gewichtszunahme aufgrund Wassereinlagerung erfolgen. Der Ultraschalluntersuchung des Herzens kommt hier die zentrale Bedeutung zu, da hier die Leistungsfähigkeit des Herzens mit der Ejektionsfraktion (Norm über 55 Prozent) und andere Herzfehler festgestellt werden können. Da die koronare Herzkrankheit eine sehr häufige Ursache der Pumpfunktionseinschränkung ist, muss eine Herzkatheteruntersuchung frühzeitig durchgeführt werden, um gegebenenfalls eine durchblutungsverbessernde Therapie durchzuführen, die die Funktion verbessert.

Prof. Dr. med. Rainer J. Zotz.

Prof. Dr. med. Rainer J. Zotz.

Foto: Prof. Dr. med Rainer J. Zotz

Behandlung bei Herzschwäche schließt richtige Ernährung ein

Ideal wäre eine Behandlung mit salzarmer mediterraner Kost, körperlichem Training und Medikamentengabe (ACE-Hemmer, Beta-Blocker, Atrialem-Peptid-Antagonisten, SGLT2-Hemmer und Mineralokortikoid-Antagonisten) so früh, dass weitere Diuretika nicht nötig sind.Eine tägliche Gewichtsprotokollierung unter gleichen Bedingungen ist anzustreben. Diuretika sind grundsätzlich eher unerwünscht, da sie zu Salzausschwemmung und weiterer Aktivierung der bei Herzschwäche ohnehin erhöhten Stresshormone führen! Ein Drei-Kammer-Schrittmacher mit Defibrillator kann die Leistungsfähigkeit bei Patienten mit verzögerter Reizleitung verbessern und den plötzlichen Herztod infolge Kammerflimmerns vermeiden.

In Kürze wird es Disease-Management-Programme für diese Erkrankung geben, so wie es sie auch für etwa Diabetes gibt. Hier wird der Patient jedes Quartal vom Hausarzt gesehen und es werden standardisiert und strukturiert Daten erhoben, um die Behandlungsqualität zu verbessern. Auch telemedizinische Angebote werden zunehmen, so wie es sie jetzt schon für Patienten mit implantierten Schrittmachern oder Defibrillatoren bei Herzschwäche gibt, die etwa die Impedanz, also den Wassergehalt im Körper, im Defibrillator messen und an eine Zentrale digital melden, so dass der Patient ggfls. frühzeitig einbestellt werden kann.

Operative Eingriffe bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz

Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auf der Intensivstation gibt es Möglichkeiten, durch die Implantation von passageren und später permanenten Pumpen, das Leben zu erhalten mit einer Fünf-Jahres-Prognose, die der einer Herztransplantation gleichkommt. 

 Prof. Dr. med. Rainer J. Zotz, Arzt für Innere Medizin/Kardiologie/Angiologie/Intensivmedizin und Chefarzt im Marienhaus Klinikum Eifel, Bitburg

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