Das sagen die regionalen Bundestagsabgeordneten zu den Vorwürfen gegen Wulff

Trier · Aufklärung ja, Rücktritt nein. Keiner der vom TV befragten regionalen Bundestagsabgeordneten fordert, dass Bundespräsident Christian Wulff sein Amt aufgibt. Selbst die Oppositionspolitiker von SPD und Linke äußern sich eher zurückhaltend.

Peter Bleser, CDU, Cochem: Ich stehe zu unserem Bundespräsidenten. Er strahlt Ruhe und Besonnenheit aus, ist souverän in seinen Entscheidungen und Positionierungen zu gesellschaftlichen Themen. Bei seinen offiziellen Terminen zieht das Ehepaar Wulff die Sympathien auf sich. Herr Wulff ist somit ein guter Repräsentant Deutschlands. Von einem langjährigen Freund der Familie in einer schwierigen Situation zu durchaus üblichen Konditionen Geld zu leihen, ist nicht ehrenrührig. Der Versuch, eine schnelle Neuwahl des Bundespräsidenten herbeizuführen und dabei auf andere Mehrheiten in der Bundesversammlung zu setzen, ist zu offensichtlich.
Manfred Nink, SPD, Trier: Christian Wulffs Verhalten war und ist sicherlich nicht vollkommen korrekt. Als Ministerpräsident musste er wissen, dass an ihn als Politiker und sein Handeln besonders hohe Maßstäbe in Sachen Transparenz, Wahrheit und Vertrauenswürdigkeit angelegt werden. Dies gilt umso mehr für sein jetziges Amt als deutsches Staatsoberhaupt. Deshalb sollten jetzt alle Einzelheiten und Fragen zu seinem Kredit und seinen Urlauben so schnell wie möglich aufgeklärt werden, um Schaden von diesem Amt abzuwenden. Aber schädlich für unsere Demokratie ist es im Übrigen auch, reflexartig eine Vertrauenskrise oder einen Skandal herbeizureden und sich in Mutmaßungen zu überbieten.
Beide Seiten - sowohl der Bundespräsident als auch seine Kritiker - müssen an einer ehrlichen Beantwortung aller Fragen interessiert sein. Ich bin gespannt, ob es Christian Wulff in der aktuellen Situation mit seiner Weihnachtsansprache gelingen wird, die nötige moralische Autorität und persönliche Integrität zu verkörpern, die seinem Amt gerecht werden.
Bernhard Kaster, CDU, Trier: Ich frage mich allen Ernstes, was man dem Bundespräsidenten konkret vorwirft. Im Jahr 2010 durfte ich Christin Wulff anlässlich seines Staatsbesuchs in Russland begleiten. Es war für mich erfrischend zu sehen, wie sympathisch und couragiert er ein modernes Deutschland repräsentiert.
Er verkörpert nicht nur im Ausland, sondern auch hier im Land für alle Bürger ein weltoffenes, zukunftsorientiertes Bild von Deutschland. Die Frage nach seiner Integrität stellt sich mir nicht im geringsten. Die Art und den Stil der gesamten Diskussion finde ich schlicht widerlich.
Katrin Werner, Linke, Trier: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt besteht noch erheblicher Aufklärungsbedarf. Der Bundespräsident selbst sollte dabei eine aktivere Rolle übernehmen, um weiteren Schaden von seinem Amt abzuwenden. Es ist eher ein Zeichen für die Stärke unserer Demokratie, dass auch über Personen in höchsten Staatsämtern offen und kontrovers diskutiert werden kann, eine generelle Vertrauenskrise sehe ich nicht.
Patrick Schnieder, CDU, Arzfeld: Bundespräsident Christian Wulff hat sich ausführlich erklärt. In seine Aussagen habe ich vollstes Vertrauen. Er ist zu Recht in der Bevölkerung ein geschätzter Bundespräsident. Sein Verhalten, auch die Kommunikation im Nachhinein, ist sicherlich von Ungeschicklichkeiten gekennzeichnet.
Soweit sein Verhalten fehlerhaft war, hat er dies selbst eingeräumt und bedauert. Für mich ist das Amt des Bundespräsidenten durch sein Verhalten in keinster Weise beschädigt. Ich kann auch nicht feststellen, dass die Diskussion bei den Wählern eine Vertrauenskrise auslöst. Wir sollten jetzt nicht weiter Parteipolitik auf Kosten des höchsten Staatsamtes machen, sondern schnell zum angebrachten Respekt zurückkommen, den unser Bundespräsident verdient.
Edmund Geisen, FDP, Daun: Bundespräsident Christian Wulff hat bis vor einer Woche einen hervorragenden Eindruck in der Öffentlichkeit hinterlassen.
Warum genau jetzt die menschlichen Schwächen in Erscheinung treten, ist die Frage. Aufklärung, Transparenz und konsequentes Handeln verhindern eine Amtsbeschädigung und stärken am ehesten das Vertrauen von Wählern in die Politik. wie

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