Polizei Polizisten sollen künftig mehr Platz im Auto haben

Trier · Weil die vor zwei Jahre angeschafften Streifenwagen zu klein und völlig überladen sind, denkt das Land darüber nach, nun Vans oder Großraumfahrzeuge anzuschaffen.

 Wegen der zusätzlichen Antiterrorausrüstung sind die Polizeiwagen in Rheinland-Pfalz überladen.

Wegen der zusätzlichen Antiterrorausrüstung sind die Polizeiwagen in Rheinland-Pfalz überladen.

Foto: Deutsche Polizeigewerkschaft

Die rheinland-pfälzischen Polizisten sind nicht allein. Auch die Kollegen in anderen Bundesländern haben Probleme mit Streifenwagen. Etwa in Nordrhein-Westfalen. Dort waren die neuangeschafften BMW der 3-er Reihe zu eng für die Mitfahrer, zum Teil stießen größere Polizisten vorne mit den Beinen an die Mittelkonsole und hinten konnten auch nur kleinere Personen bequem sitzen. Außerdem war der Kofferaum zu klein für die Ausrüstung. Auch in Brandenburg sorgten Polizeiwagen vom Autobauer Opel für Frust bei den Beamten. Die mit modernester Elektronik ausgestatteten Autos vom Typ Zafira führten anscheinend ein Eigenleben. Blaulicht und Martinshorn waren wohl immer wieder gestört und schlugen deshalb ungewollt Alarm.

Als der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz im Herbst 2016 die künftigen neuen Polizeiautos für Rheinland-Pfalz vorstellte, war er auch noch sehr stolz die modernen Audi A 4 Avant. Bis 2019 soll sie die bis dahin benutzten VW Passat ersetzen. Lewentz lobte vor allem die Technik. Der Audi A 4 habe zahlreiche Vorteile sagte der Innenminister noch kürzlich im Landtag. Er verfüge über deutlich mehr Leistung, ein Navigationsgerät, auf das die Einsatzzentrale Zugriff habe, ein automatisches Notbremssystem und deutlich hellere Rückwarnleuchten. Und, was wohl den Ausschlag für die Entscheidung für Audi gegeben haben dürfte, die Leasingraten bei bei Auto seien deutlich niedriger als bei Modellen anderer Autobauer.

Doch dieser Kostenvorteil dürfte mittlerweile futsch sein. Denn was die Verantwortlichen im rheinland-pfälzischen Innenministerium bei der Anschaffung des Wagens nicht bedacht haben, dass er nicht groß genug ist. Nun muss man ihnen zugute halten, dass die Entscheidung für den Audi mehrere Wochen vor dem Terroranschlag in Paris im November 2015 gefallen ist. Und als es im März 2016 zu Anschlägen in Brüssel kam, hatte das Innenministerium den Zuschlag für den A 4 Avant schon erteilt. Als Reaktion auf die seitdem permanente terroristische Bedrohung ordnete der Innenminister an, dass die rheinland-pfälzischen Polizisten eine bessere Schutzausstattung erhalten sollten, zu der bessere Schutzwesten und neue Titanhelme und nachgebesserte Maschinenpistole gehören. Diese Antiterrorausrüstung sollte neben den bisherigen Einsatzmitteln, wie Absperrhüte, Blitzleuchten und Absperrband im Kofferraum Platz finden.

So fing die Misere an. Damit die Ausrüstung und Gerätschaften nicht einfach nur ungeordnet hinten im Audi A 4 herumliegen und im Notfall schnell auf sie zugegriffen werden kann, musste ein Ladesystem mit Schubladen und Ablagen in das Auto installiert werden. Doch als die ersten Wagen dann mit dem gesamten Equipement beladen waren, hat sich herausgestellt, dass sie im wahrsten Sinne in die Knie gehen. Daher mussten die Hinterachsen der neuen Funkstreifenwagen mit Federn verstärkt werden. Und außerdem ist der Kofferraum nun so vollgepackt, dass die Polizisten ihre Diensttaschen vor der Hinterbank verstauen müssen, was wiederum den Platz für Mitfahrer einengt.

Die CDU hat Lewentz vorgeworfen, man habe bereits bei der Ausschreibung für neue Polizeiwagen gewusst, dass die Beamten schwerere Schutzausrüstung erhalten würden. Der Minister wiederum sagt, dass zu dem Zeitpunkt das Gewicht und Maß der Ausrüstung gar nicht berücksichtigt werden konnte. Und als Audi den Zuschlag erhalten habe, habe man keinen Rückzieher mehr machen können. Daher werde der A 4 Avant nun bis zum Ablauf der Leasingverträge genutzt. Bis April kommenden Jahres soll dann das Nachfolgemodell eingeführt werden. Im Oktober vergangenen Jahres sei mit der Ausschreibung begonnen worden, sagte Lewentz kürzlich im Landtag. Und weil das „Raumangebot und die Nutzlast“ des A  4 weitgehend aufgebraucht sei, hätten die Autobauer nun auch die Möglichkeit, größere Fahrzeuge wie etwa Van oder Großraumfahrzeuge anbieten zu können.

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