Die Flächen-Entflechter vom Oberen Kylltal

GÖNNERSDORF/LISSENDORF. Ein Fest nach vier Jahren Arbeit: Die Bürger beider Gemeinden haben den geglückten Abschluss der Bodenordnung gefeiert. Selbst die Fauna-Flora-Habitate (FFH-Gebiete) zum Erhalt schützenswerter Tiere und Pflanzen wurden integriert.

Das war ein schwerer Brocken: Eine Bodenordnung hinzubekommen zwischen zwei Eifeldörfern, deren Grundstücke zersplittert, weit verteilt und vielfach schlecht erschlossen waren, ganz zu schweigen von kniffligen Besitzverhältnissen. Allein der Blick auf die Beteiligten zeigt, wie hoch der Abstimmungsbedarf gewesen sein muss: Eigentümer, Nutzer und Nachbarn, Kommunen, Kreis, Forstamt, SGD Nord, ADD Trier, Landesbetrieb Straßen und Verkehr, Naturschutzverbände und -stiftungen, zwei Landesministerien (Wirtschaft und Umwelt) sowie als Schnittstelle das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel mit seiner Abteilung Landentwicklung und Ländliche Bodenordnung (Ex-Kulturamt Prüm). Noch komplizierter wurde alles durch die vor sechs Jahren ausgewiesenen FFH-Gebiete (der TV berichtete). Die Bauern schimpften vorsorglich und befürchteten Einschränkungen in der Bewirtschaftung. Aber sie haben es geschafft: In einer vereinfachten Flurbereinigung löste das DLR zunächst gemeinsam mit Landwirten und Naturschützern alle Nutzungskonflikte, die durch die FFH-Gebiete entstanden waren. Mitten im Gebiet, am Möschelberg, prallten die Interessen beispielhaft aufeinander. "An dieser Stelle hat der Naturschutz immer gesagt: Wir wollen keine durchgängige Wege-Erschließung", sagt Anne-Ruth Windscheif vom DLR. Zugleich hätten einzelne Landwirte genau darauf bestanden. Die Lösung: Eine zweigeteilte Schranke, die den "normalen" Verkehr draußen hält, den Landwirten aber per Schlüssel den Zugang ermöglicht. Wegen des Pilot-Charakters beim Projekt ließ sich dann auch das Land nicht lumpen: Es übernahm die Eigenleistung für die Grundstückseigentümer. Die Ergebnisse für die Landwirtschaft, sagt Axel Lorig, Referatsleiter im Mainzer Wirtschaftsministerium, "können sich sehen lassen": So seien die Bewirtschaftungsflächen deutlich vergrößert worden. Die Zahl der Flurstücke sank dabei von 429 auf 164. "Zudem wurden zahlreiche Wanderwege neu angelegt." Das Wegenetz für die Bauern sei um etwa 1,6 Kilometer erweitert und bedarfsgerecht sowie naturschutzverträglich ausgebaut worden. Dabei habe man sich - nicht zuletzt auf Anraten der Landwirte - auf das Nötigste beschränkt. Gerade dieser Punkt wird auch von Josef Vietoris, Landwirt und Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft, betont: "Wenige, aber gut befahrbare Wege und große zusammenhängende Einheiten sind für uns optimal. Zudem wird das Gebiet rege zur Naherholung genutzt. Alle haben etwas davon." Flächen vergrößert, Konflikte verringert

Kurz: "Gemeinsam Land entwickeln", das Motto der Bodenordnung, habe tatsächlich funktioniert, sagt Lorig. "Die Eifel ist eine der schönsten Landschaften in Rheinland-Pfalz. Sie haben Ihren Beitrag geleistet, dieses Juwel zu sichern und zu bewahren." Von einer "idealen Zusammenarbeit" spricht deshalb auch Werner Arenz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Obere Kyll. "Wenn es Vereinzelte gibt, die das ganze als Teufelswerk abtun, weil man sich hier auch der Ökologie stellt, dann leben sie in einem anderen Jahrhundert. Alle profitieren - und wir haben eine Kulturlandschaft erhalten können", sagt Werner Arenz. "Wenn es überall so reibungslos und zufrieden stellend laufen würde, dann hätten wir ein Riesenplus im Lande und eine Garantie, dass unsere Landwirtschaft im europäischen Kontext weiter existieren kann."

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