"Die Kunst hält mich jung"

BITBURG. Im Haus Beda findet derzeit eine ganz besondere Ausstellung statt: Die Bitburger Malerin und Grafikerin Aenne Linden feiert 50 Jahre künstlerisches Schaffen.

 Ein Leben für die Kunst: Aenne Linden vor einer ihrer Modezeichnungen, die sie während des Krieges anfertigte.Foto: Christian Bohrofen

Ein Leben für die Kunst: Aenne Linden vor einer ihrer Modezeichnungen, die sie während des Krieges anfertigte.Foto: Christian Bohrofen

"Es ist ein tolles Publikum da", sagt Aenne Linden bei der Eröffnung ihrer Ausstellung im Haus Beda und strahlt. Sie freut sich, dass 150 kunstinteressierte Menschen den Weg zu ihrer Ausstellungseröffnung gefunden haben. Das enorme Interesse begründet sich nicht zuletzt auch in der Ankündigung, dass diese Ausstellung wohl Lindens letzte sein wird: "Ich bin immerhin schon 80", sagt Linden, "aber die Beschäftigung mit der Kunst hält mich jung." Geboren 1923 in Wolsfeld, absolvierte sie an der Meisterschule für Kunst und Handwerk in Trier ihre Ausbildung im Fachbereich Modeentwurf. Mit dem erfolgreichen Abschluss im Februar 1944 hatte sie ein Diplom als Modezeichnerin in der Tasche - ein für damalige Verhältnisse höchst ungewöhnlicher Beruf. Aus dieser Zeit sind zum ersten Mal zwölf Figurien und Skizzen in der Ausstellung zu sehen, die die Wirren des Zweiten Weltkrieges heil überstanden haben. Linden selbst entkam dem Tod damals nur durch Zufall: Sie war gerade in Salzburg, als bei einem Bombenangriff ihr Haus und die Arbeiten aus drei Jahren zerstört wurden. Nach dem Ende des Krieges legte Linden ihre Abschlussprüfung als Damenschneiderin ab, heiratete und war fortan vorrangig Hausfrau und Mutter. Als die Kinder aus dem Haus waren, begann für Aenne Linden ein zweiter künstlerischer Lebensabschnitt. Fast zwölf Jahre nahm sie an den Radier- und Tiefdrucktechnikkursen von Ursula Hülsewig im Haus Beda teil. Bei Frank Sander besuchte sie Kurse in Gestaltungsgrundlehre und an der Europäischen Kunstakademie in Trier verschiedene weitere Kunstkurse. "Sie sind eine ewig Arbeitende", stellt daher auch Bürgermeister Joachim Streit in seiner Eröffnungsrede zum Schaffen der langjährigen Künstlerin fest. Die Ausstellung gibt einen Überblick über diese zweite Schaffensperiode, in der die Künstlerin Techniken wie Öl, Glasdruck, Wachspapier, Gipsgrund oder Aquarell benutzte. "Wenn die Leute wüssten, was für einen Haufen Bilder ich noch zu Hause habe", sagt Linden schmunzelnd. "Und wenn ich gesund bleibe, kommen bestimmt noch einige dazu." "Das Malen machte mich nicht reich - aber glücklich"

Kann man mit Kunst denn eine Menge Geld verdienen? "Nein", lacht Linden, "mein Mann sagt immer zu mir: ,Du plagst dich so, und es kommt doch nichts dabei herum'. Aber es hat sich trotzdem gelohnt. Allein wegen der Freude, die das Malen mir bereitet." Wie vielen Künstlern fällt es auch Linden schwer, sich von ihren Werken zu trennen: "Wenn sich Leute ganz schnell und spontan für ein Bild entscheiden, dann fühle ich mich nicht wohl", gibt die Künstlerin zu. "Dann macht mir auch das Geld keine Freude. Ich denke dann immer: Das hat das Bild nicht verdient, dass es im Vorbeigehen gekauft wird." Wer also plant, ins Bitburger Haus Beda zu kommen, sollte ein bisschen Zeit mitbringen. Es gibt viel zu sehen, und es ist wohl die letzte Gelegenheit, einen so umfassenden Einblick in das künstlerische Schaffen von Aenne Linden zu bekommen. Die Ausstellung der Bilder von Aenne Linden ist noch bis zum 10. August, dienstags bis samstags, 15 bis 18 Uhr, und sonntags, 14 bis 18 Uhr, geöffnet. Montags bleibt die Ausstellung geschlossen.

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