Natur Neues von den Prümer Krähen: Schräge Vögel, hohle Eier

Prüm/Schönecken · Das Rätsel dürfte gelöst sein: Wir wissen jetzt, was die Prümer Krähenkolonie mit den Schöneckern zu tun hat. Und haben noch ein bisschen mehr darüber erfahren – dank einiger unserer Leser.

 Eine Prümer Krähe, fotografiert an einem frostigen Januarmorgen vor einigen Wochen.

Eine Prümer Krähe, fotografiert an einem frostigen Januarmorgen vor einigen Wochen.

Foto: TV/Fritz Peter Linden

Die Prümer Krähenkolonie: eine der größten im Land, inzwischen mit einem Ableger in der Innenstadt – zwei Mal berichteten wir im Februar über die lauten, schlauen, schwarzen Vögel und die Frage, ob sie nun Störenfriede sind oder willkommenes, touristisches Alleinstellungsmerkmal. Die Frage ist noch nicht abschließend geklärt.

Allerdings taten sich im Lauf der Berichterstattung weitere auf. Denn die Tiere sind vermutlich gar keine Ur-Prümer. Man nennt sie nämlich auch Schönecker Krähen. Aber wieso? Weil sie hauptsächlich auf der Rommersheimer Held, also in Richtung Schönecken, wohnen und brüten?

Falsch: Sie stammen, glaubt man den Weisen der Eifel, in der Mehrzahl tatsächlich aus dem Burgflecken: „In Prüm war immer eine kleine Kolonie“, sagt Rolf Müller, der nach unserem vorigen Krähen-Artikel aus Schönecken anruft. Und in seinem Heimatort habe die viel größere Gruppe gehaust. „Soviel ich weiß, haben die sich immer auf der Burg aufgehalten, wenn gutes Wetter war. Und bei schlechtem im Forst“, dem Wald gegenüber der Burg.

Warum die Tiere dann nach Prüm gezogen seien, weiß auch er nicht. Dafür aber hat er noch eine selbst erlebte Geschichte zu erzählen: Als kleiner Junge nämlich, sagt Müller, „durfte ich samstags immer zum Bäcker Neis in der Von-Hersel-Straße einen Streuselkuchen holen.“

Eines Tages sei, nach dem Kuchenkauf, auf seinem Heimweg dann ein Krähenschwarm über ihm aufgetaucht. Und plötzlich, platsch, landete „ein Schiss auf dem Streuselkuchen“. Schlimm? Von wegen: Den habe man dann daheim einfach weggeschnitten – und den Rest gegessen, was denn sonst.

Die Krähen aber, sagt Rolf Müller, „sind alle weg. Dafür ist der Fischreiher da.“

Rätsel gelöst? Nein, es geht noch weiter, denn auch Ralf-Michael Hansen ruft an, aus dem Prümer Kreuzerweg. Da wohnt er seit ein paar Wochen „als alter Prümer, nach 37 Jahren wieder zurück“, und arbeitet tagsüber in der Küche des St.-Joseph-Krankenhauses.

Und er weiß noch mehr zu den Schönecker Krähen oder, wie die Eifeler sagen, Schünecker Krohen: Vor langer Zeit nämlich, erzählt Hansen, hätten die Schönecker einmal keinen Pastor gehabt (ein Problem, das heute die Prümer haben. Und so etliche andere Eifelsprengel auch, aber: anderes Thema). Also seien die Bürger aus dem Flecken, meist Bauern und stets schwarz gekleidet, dann eben sonntags zu Fuß nach Prüm zur Messe gepilgert.

Und als sie so über der Rommersheimer Held aufkreuzten, hätten die Prümer „im Frühjahr, wenn es da noch nicht so bewachsen war“, angesichts des nahenden Kirchgänger-Schwarms gerufen: „Elo kunn (da kommen) die Schünecker Krohen!“

Aha! Das ist aber noch immer nicht das Ende der Geschichte. Denn auch Basilikaführerin Monika Rolef meldet sich: Und die weiß, dass die Prümer nicht nur die Schönecker als „Krohen“ bezeichnet haben, sondern die Schönecker immer von den „Prümer Leckschalen“ sprachen. Was wiederum auch was mit Vögeln zu tun hat. Allerdings mit Hühnern und deren Erzeugnissen. Und mit dem ältesten Brauch der Welt, wenn nicht gar der Eifel: der Schönecker Eierlage, an jedem Ostern von der Junggesellensodalität organisiert und ausgerichtet.

Eines Ostermontags vor mehr als 100 Jahren, erzählt Monika Rolef, seien ein paar Prümer zur Eierlage gezogen und hätten dort in der Gasse gewartet, bis der Raffer im Wettstreit mit dem Läufer fast alle ausgelegten Eier eingesammelt und im Korb abgelegt hatte.

Und dann schnappten sich die Prümer den Korb, hauten ab, verputzten die Eier und sollen, so geht die Legende, später dem Hauptmann der Schönecker Junggesellen die leeren Schalen zurückgeschickt haben. „Das muss schrecklich gewesen sein für die Schönecker“, sagt Hansen.

Die aber wussten zu reagieren: Bei der nächsten Eierlage im Jahr darauf habe dann am Dorfeingang ein Transparent die Prümer empfangen: Zu sehen waren darauf ein Mann mit heraushängender Zunge und der Spruch: „Primer Leckschoalen.“

Und auch das kann uns Ralf-Michael Hansen bestätigen: Die Eierdiebe seien nämlich genau jene Prümer gewesen, die im fernen Jahr 1883 die Karnevalsgesellschaft gründeten. „Ich weiß, dass mein Urgroßonkel Edmund auch mit dabei war. Und mein Urgroßvater. Die hatten nur Blödsinn im Kopf.“

 Was haben die Schönecker Eier mit den Prümer Leckschalen zu tun?

Was haben die Schönecker Eier mit den Prümer Leckschalen zu tun?

Foto: Fritz-Peter Linden

Und wir wissen jetzt – herzlichen Dank an alle – viel besser Bescheid über all die schrägen Vögel. Aus Schönecken. Und aus Prüm.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort