Verwaltungsreform im Bitburger Land Standesamt der Verbandsgemeinde zieht um
Bitburg/Kyllburg · Raumnot in Bitburg, Leerstand in Kyllburg: Bürgermeister Josef Junk verlegt die Dienststelle zum 1. Januar 2020 an die Kyll.
Dass ausgerechnet das Amt mit dem meisten Publikumsverkehr von Bitburg nach Kyllburg verlegt werden soll, das leuchtet Stephan Loew vom Bestattungsunternehmen Wagner&Loew Bitburg nun überhaupt nicht ein. Er und sein Kollege Klaus Wagner haben beim Standesamt der Verbandsgemeinde Bitburger Land erfahren, dass die Abteilung für Geburts-, Heirats- und Sterberegister in der Hubert-Prim-Straße schließt und zum 1. Januar 2020 nach Kyllburg verlegt wird. Bitburg liege doch sehr zentral. Ein stark frequentiertes Amt an den Rand der Verbandsgemeinde zu verlegen, das sei ihm unverständlich sagt Loew im TV-Gespräch. Kunden, mit denen er über die Verlegung gesprochen habe, seien ebenfalls nicht begeistert. Warum man nicht das Zentralarchiv oder die Abwasserwerke ausgliedere, fragt sich der Bestatter. Die Mehrkosten, die durch die Fahrten nach Kyllburg entstehen werden, müsste man dem Kunden dann in Rechnung stellen. Grob kalkuliert geht er von Mehrkosten in Höhe von 50 Euro pro Sterbefall aus.
Den Mehraufwand an Zeit und die höheren Spritkosten führt auch Hans Steffen von „Bestattungen Steffen“ in Bitburg als negative Folgen des Umzugs an. Zwar will er an seinem Festpreis festhalten, die Entscheidung für Kyllburg kann er dennoch nicht nachvollziehen. Wie er weiß, gebe es ein Platzproblem bei der Verwaltung. „Es könnte doch eine andere Abteilung nach Kyllburg verlegt werden“, sagt Steffen. Zudem müsse überlegt werden, ob manche Vorgänge nicht ohnehin digital erledigt werden könnten.
Bei einem Sterbefall müsse man persönlich vorsprechen, Unterlagen und Dokumente vorlegen – das sei ein heikles Thema, weil das Verfahren beim Standesamt dem Personenstandgesetz unterliege, weiß ein anderer Bestatter, der seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte. Er schätzt, dass durch die Verlegung nach Kyllburg 5000 Kilometer mehr für die Bestatter im Jahr anfallen. Auch aus umweltpolitischen Gründen sei das nicht sinnvoll. Ein populäres Amt wie das Standesamt gehöre ins Zentrum einer Verbandsgemeinde, das habe er auch politisch Verantwortlichen im Rat schriftlich mitgeteilt. Die Mehrkosten pro Sterbefall schätzt er auf 58 Euro.
„In Bitburg haben wir Raumprobleme, in Kyllburg freie Büroräume, das ist die Ausgangssituation, die wir in vielen Gremien schon diskutiert haben“, sagt Rainer Wirtz, der Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Bitburger Land im TV-Gespräch. Die Entscheidung sei getroffen worden, diese Dienststelle nach Kyllburg zu verlegen. Im alten Verbandsgemeinderat habe es dafür auch einen breiten Konsens gegeben. Letztlich liege die Entscheidung in der Hoheit von Bürgermeister Josef Junk.
Wirtz kennt auch die Bedenken der Bitburger Bestatter und glaubt, dass eine Fahrt nach Kyllburg nicht immer nötig sein wird. Denn eine Anlaufstelle wird es für sie auch weiterhin in der Hubert-Prim-Straße 7 in Bitburg geben.
„Von den etwa 400 Bestattungen im Jahr – plus minus 10 – könne der Großteil noch am Standort Bitburg geregelt werden“, glaubt Stefan Göbel, Leiter des Ordnungsamtes. Eine Person werde demnach als ,Backup’ (Unterstützung) in Bitburg Ansprechpartner sein. „Das organisieren wir intern“, sagt Göbel.
Zur Frage, was der Umzug nach Kyllburg für die Bürger bedeutet, fragt Wirtz zurück: „Wann braucht der Bürger das Standesamt? Der klassische Fall sind Eheschließungen.“ Viele Bündnisse fürs Leben würden auf Schloss Malberg, auf der Burg Rittersdorf, auf Schloss Hamm und auf Burg Dudeldorf geschlossen. „Da bieten wir einen guten Service“, sagt Wirtz. Kirchenaustritte wären auch so ein Fall fürs Standesamt, die seien sehr punktuell und Namensänderungen handverlesene Fälle. „In Kyllburg haben wir ein gut saniertes Gebäude. Und die Politiker wünschen sich, dass die Raumreserven genutzt werden.“
Für Trauungen sei zudem in Kyllburg genügend Raum vorhanden, ohne dass der allgemeine Dienst gestört werde. „Wir haben eine pragmatische Lösung für Bürger und Bestatter gefunden“, findet Wirtz. Für zwei Vollzeit- und zwei Teilzeitkräfte der Verbandsgemeindeverwaltung heißt der Dienstort im nächsten Jahr Kyllburg.