Viele Unbekannte auf dem Radar

Kyllburg · Der neue Windatlas, das Wetterradar in Neuheilenbach und die Ankündigung der Deutschen Flugsicherung, im Umkreis von 15 Kilometern um das Drehfunkfeuer bei Nattenheim keine weiteren Windräder mehr zuzulassen - das alles stellt auch in der VG Kyllburg die bislang geplante Ausweisung neuer Windkraftstandorte infrage. Ein für Januar vorgesehener Termin mit der Flugsicherung soll für klarere Verhältnisse sorgen.

Kyllburg. Wie unberechenbar das Wetter ist, wusste bereits Otto von Bismarck, als er sich 1883 gegen sogenannte "amtliche Wetterprophezeiungen" aussprach. Der preußische Reichskanzler hatte nämlich die Befürchtung, dass die überwiegend landwirtschaftlich geprägte Bevölkerung seine Regierung für schlechtes Wetter und falsche Vorhersagen verantwortlich machen könnte.
Mittlerweile jedoch sind die Prognosen deutlich zuverlässiger. Nicht zuletzt deshalb, weil die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes durch Satelliten und Radarstationen unterstützt werden. Und dabei unter anderem auch durch das Wetterradar in Neuheilenbach.
Sollten die Daten der dortigen Radarstation allerdings ähnlich genau sein wie der Windatlas des Wetterdienstes, so täte die neue Bundesregierung gut daran, sich von Wettervorhersagen ebenfalls zu distanzieren. Denn der Atlas, mit dem bislang die Verteilung der Windgeschwindigkeit in Rheinland-Pfalz dargestellt wurde, scheint sehr grob gestrickt zu sein. Zumindest im Vergleich zum neuen Windatlas, den der Tüv vor wenigen Monaten vorgelegt hat.

Verschiedene Windwerte


"Der neue Atlas ist wesentlich genauer", sagt Claudia Struth vom Bitburger Planungsbüro Isu Zimmermann, da dort zum einen die Windwerte in unterschiedlichen Höhen und zudem auch mit einem deutlich engeren Raster erfasst worden seien. Das Planungsbüro wurde von der Verbandsgemeinde (VG) Kyllburg damit beauftragt, im Zuge des vom Bund geforderten Ausbaus regenerativer Energien geeignete Windkraftstandorte auf dem Gebiet der Verbandsgemeinde zu ermitteln.
Zieht man bei dieser Ermittlung die Wasser- und Naturschutzzonen ab und berücksichtigt zudem noch den vom Rat festgelegten Mindestabstand von 1000 Metern zu Siedlungen und die ebenfalls beschlossene notwendige Windgeschwindigkeit von mindestens 5,6 Metern pro Sekunde, so ergeben sich auf dem Gebiet der VG vier Bereiche, in denen Windkraft möglich wäre (siehe Extra).
Wie Struth bei der Sitzung des VG-Rats erklärt, gebe es durch den neuen Windatlas nur minimale Veränderungen, was die geeigneten Standorte betreffe. Doch sind die Windverhältnisse derzeit ohnehin zweitrangig. Denn im 700-Quadratmeter-Umfeld des Wetterradars in Neuheilenbach ist die Errichtung neuer Anlagen an gestaffelte Höhenbegrenzungen gebunden. Zudem werden auch aufgrund des Militärflughafens in Spangdahlem Einschränkungen erwartet. Und dann ist da vor allem noch das Drehfunkfeuer in Nattenheim. Das gehört der Deutschen Flugsicherung. Und diese hat kürzlich mit aller Deutlichkeit erklärt, dass sie in einem 15-Kilometer-Radius um das für den Flugverkehr wichtige Funkfeuer keine weiteren Windanlagen mehr dulde (der TV berichtete).

Gespräch im Januar


Für die VG Kyllburg, die genau wie die benachbarte VG Bitburg-Land nahezu komplett in dieser Sperrzone liegt, reduziert sich dadurch der eigene Aktionsradius gegen null. Wie der Kyllburger VG-Bürgermeister Rainer Wirtz erklärt, wolle er deshalb gemeinsam mit seinem Amtskollegen in Bitburg-Land einen Termin mit der Deutschen Flugsicherung ausmachen, an dem auch die Vertreter des Ältestenrats teilnehmen sollen. Bei diesem für Januar vorgesehenen Gespräch soll geklärt werden, ob in dieser Sperrzone unter Umständen doch noch Anlagen errichtet werden können.Extra

Derzeit kommen in der VG Kyllburg vier Gebiete für die Neuausweisung von Windkraftstandorten infrage. Dazu zählt im Osten das Gebiet Steinborn/Oberkail/Seinsfeld, das Gebiet zwischen Neidenbach und Malbergweich, im Norden die Gemarkung Burbach sowie das Gebiet Badem/Wilsecker. Insgesamt wären auf diesen Flächen bis zu 40 Anlagen möglich. Auf Grundlage des neuen Windatlasses soll nun gemäß Ratsbeschluss die bisherige Planung überarbeitet werden. Im weiteren Verfahren können dann die Träger öffentlicher Belange ihre Stellungnahme abgeben. Dazu zählen neben dem Deutschen Wetterdienst, der Deutschen Flugsicherung und der Airbase Spangdahlem auch Naturschutzverbände und Kommunen. uhe

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