Gesundheit Zahl der Grippefälle im Land steigt

Trier · Die bisherige Impfung bietet keinen ausreichenden Schutz. Experten empfehlen wirksameren Impfstoff. Allerdings übernehmen nicht alle Krankenkassen die Kosten dafür.

 Ein Arzt impft eine Person gegen Grippe.

Ein Arzt impft eine Person gegen Grippe.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

157 Grippefälle sind seit Anfang des Jahres in Rheinland-Pfalz offiziell registriert worden, 21 davon in der Region. Allein in Trier meldeten Ärzte bis gestern elf Grippe-Kranke. Die Zahl dürfte deutlich höher liegen. Nicht bei jedem, der mit Grippesymptomen zum Arzt geht, wird ein Labornachweis auf Influenza (wie die Grippe offiziell heißt) gemacht. „Die Grippeaktivität steigt langsam an“, sagt Volker Schneiders, Leiter des Dauner Gesundheitsamtes. Das zeigt sich auch an Zahlen des Landesuntersuchungsamtes (Lua). Nach der ersten Januarwoche hatte die Behörde gerade mal 35 bestätigte Grippefälle für Rheinland-Pfalz vermeldet.

Allerdings steht der Höhepunkt der Grippewelle erst noch bevor. Die liegt gewöhnlicherweise nach Fastnacht. „An Karneval wird das Immunsystem durch Alkohol und leichte Kleidung geschwächt“, sagt Schneiders. Dann haben Grippeviren leichtes Spiel. Wie schwer die Grippewelle in diesem Jahr wird, steht noch nicht fest. Derzeit grassiert in England und Irland ein heftiger Influenza-Virus, der wohl aus Australien auf die Insel rübergeschwappt ist. Medien in Großbritannien sprechen von der möglicherweise größten Grippewelle seit 50 Jahren und berichten von mehreren Todesfällen.

Laut Harald Michels, Leiter des Trierer Gesundheitsamtes, könnte das auch mit einer geringeren Wirksamkeit des derzeit überwiegend verabreichten Impfstoffes zusammenhängen. Die Hälfte der derzeit nachgewiesenen Influenza-Viren gehöre zu einem Typ, der durch den aktuellen Dreifach-Impfstoff nicht abgedeckt sei, bestätigt auch Schneiders. Die Influenza-Viren verändern sich laufend. Daher ist vor Beginn der Grippesaison schwer vorauszusagen, wie wirksam der aktuelle Impfstoff, der aus abgeschwächten Grippeviren hergestellt wird, ist.

Um besser vor den aktuellen Influenza-Viren geschützt zu sein, hat die Ständige Impfkommission (Stiko) vergangene Woche eine geänderte Empfehlung veröffentlicht. Statt des bisherigen Dreifach-Impfstoffes empfiehlt das unabhängige Expertengremium einen Vierfach-Impfstoff. Das bedeute nicht, dass die bisherigen Grippe-Impfungen wirkungslos seien, sagt Schneiders. Wer noch nicht  geimpft ist., („Noch ist es nicht zu spät.“), sollte mit seinem Arzt reden, ob dieser ihm den Vierfach-Impfstoff verabreicht, rät Schneiders. „Wenn es einen besseren Impfstoff gibt, sollte man den auch nutzen“.

Das Problem: Viele Krankenkassen bezahlen nur den bislang von der Stiko empfohlenen Dreifach-Impfstoff. Den anderen Impfstoff müssten gesetzlich Versicherte aus eigener Tasche bezahlen.

Einige Kassen machen allerdings eine Ausnahme. Etwa die Barmer: Diese übernehme bereits jetzt die Kosten für den Vierfachimpfstoff für alle Versicherten, die zu einer Risikogruppe gehörten etwa Menschen über 60, Schwangere und chronisch Kranke, sagt Barmer-Landeschefin Dunja Kleis. Die AOK Rheinland-Pfalz übernimmt aber nur „in medizinisch begründeten Fällen“ die Kosten für den Vierfachimpfstoff, wie ein Sprecher mitteilte.

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