Serie „Landmarken“ Drei Vaterunser gegen das Wackenspuken bei Morbach-Weiperath

Morbach-Weiperath · Serie „Landmarken“: Das Kreuz am Sonnenberg an der Kreisstraße 99 nach Weiperath hat eine interessante Vorgeschichte, bei der mysteriöse Erscheinungen eine Rolle spielen.

 Sagenhafte Spuk-Geschichten gibt es zum Kreuz am Sonnenberg bei Weiperath.

Sagenhafte Spuk-Geschichten gibt es zum Kreuz am Sonnenberg bei Weiperath.

Foto: TV/Berthold Staudt

Unscheinbar, in Brettstärke an einen Baum genagelt, findet man ein Wegkreuz am Beginn des „Wacken-Waldes“ oberhalb Morbach-Sonnenberg Richtung Morbach-Weiperath. Bei näherer Erforschung stößt man auf eine interessante Vorgeschichte.

Bildstock bereits 1811 erwähnt Bereits in der Tranchot-von-Müffling-Karte aus der Zeit 1811/12 ist an dieser Stelle, welche noch zur Gemarkung Rapperath gehört, ein „Oratoire“, also eine kleine Kapelle beziehungsweise ein Bildstock, eingezeichnet, welcher aber vermutlich damals bereits älter war. Der Bildstock stand zu jener Zeit unterhalb der Straße. Der „Wacken-Wald“ reichte früher bis in die Flur unterhalb der Straße Morbach-Weiperath. An dieser Stelle kreuzte auch der Hauptverbindungsweg von Gutenthal nach Rapperath, wo sich bis 1839 die Steuerkasse der Ämter Merscheid und Morbach befand. Die Bürgermeisterei für beide Ämter befand sich in Gutenthal.

Mündliche Überlieferung Nach einer mündlichen Überlieferung aus dem Ort Gutenthal hat Lehrer Richard Leopold Rosch (1882-1954) „vom Kreuz im Rapperather Walde“ folgende Geschichte festgehalten:

„Ein Knabe ging mit seinem Bruder nach Rapperath, um in der dortigen Schmiede ein Geschäft zu besorgen. Auf einmal erschien ihm ein schönes weibliches Gesicht mit einem roten Tuche auf dem Kopfe. Außer dem Kopfe war nichts zu sehen. Der Bruder sah nichts. Als es ihm der Bruder erzählte, liefen sie, blass vor Schrecken, nach Hause. In der folgenden Nacht hatte er wieder diese Erscheinung und hörte einen Gesang. Das wiederholte sich eine Zeit lang, bis am Rapperather Wege, der zum Großen Herrgott führte ein Kreuz aufgestellt wurde. Dort beteten die Leute drei Vaterunser für die armen Seelen, wenn sie zum Großen Herrgott nach Rapperath wallfahrteten.“

Eintrag in Schulchronik Der Rapperather Lehrer Heinrich Sturm hat zu diesem Kreuz an den Wacken in den 1940er Jahren folgendes in der Schulchronik als „Wackenspukchen“ festgehalten:

„In den Wacken (Fichtenwald zwischen Rapperath und Weiperath) steht ein eisernes Kreuz. Die Leute nennen es, das Wackenspukchen. Früher mag wohl etwas anderes dort gestanden haben. Am Fuße des Kreuzes fand ich dünne Sandsteinplatten mit Mörtelspuren. Von dem Wackenspukchen erzählt man folgendes: Ein alter Mann ging in die Wacken, um Holz zu suchen. Da sprang vor ihm ein dreibeiniger Hase. Er versuchte, ihn zu fangen, was ihm aber nicht gelingen wollte. Einmal glaubte er ihn am Hinterlauf zu halten, da – o Schreck – stand ein großer, großer Jäger vor ihm. Der sagte nichts, schaute ihn bloß an. Erst nach einer Weile verschwand das Bild. Der stumme Jäger hatte keine Füße, er schwebte über dem Boden. Ein weißer Hund war sein Begleiter. Das war das Wackenspukchen. Es war genau an der Stelle, an der das Kreuz steht. Ob das Kreuz zum Schutz gegen das Spukchen errichtet worden ist oder weil jemand im Gelübde die Errichtung versprochen hat, weiß heute niemand anzugeben.“

Beide Sagen gleichen sich bezüglich mysteriöser Erscheinungen. Ansonsten sind die Erzählungen recht unterschiedlich. Wie so oft, könnten einem bereits schon lange Zeit vorhandenen christlichen Denkmal auch hier die Sagen „angedichtet“ worden sein.

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