Ein Fenster in die Vergangenheit

Oberbillig · Kurt Scheuer aus Oberbillig zeigt am Tag des offenen Denkmals, 10. September, ganz besondere Funde. Alles deutet auf eine serielle Fertigung von besonderen Steinwerkzeugen in dem Obermoselort hin.

 Kurt Scheuer zeigt seine gefundenen Diabas-Beile in verschiedenen Bearbeitungsstadien am Tag des offenen Denkmals am 10. September. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Kurt Scheuer zeigt seine gefundenen Diabas-Beile in verschiedenen Bearbeitungsstadien am Tag des offenen Denkmals am 10. September. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Oberbillig Der Boden von Oberbillig steckt voll Geschichte. Das fasziniert Kurt Scheuer seit Kindesbeinen. Der heute 76-jährige ehemalige Bistumsarchitekt plant für den Tag des offenen Denkmals eine ganz besondere Ausstellung. Von 14 bis 18 Uhr zeigt er auf der Gartenterrasse an seinem Haus in der Straße An der Schlicht 21 frühsteinzeitliche Steinwerkzeuge aus Diabas, einem Material, das seit Jahrtausenden von Handwerkern geschätzt wird (sieher Info).
Die Stelle, an der Scheuer die wertvollen Werkzeuge gefunden hat, trägt den Flurnamen Im Großen Büsch und ist etwa 400 Hektar groß. "Ich habe die Stücke nicht ausgegraben, sondern musste mich nur bücken", erzählt er im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. Denn nach jedem Pflügen gibt die Oberbilliger Erde neue geschichtsträchtige Funde frei.
"Fühlen Sie mal, wie fein das bearbeitet ist", fordert er den TV-Reporter auf. Und asymmetrisch ist der Diabas auch gearbeitet. Das gibt mehr Wucht in der Nutzung als Beil oder Axt. Scheuer ist sehr stolz auf diese Funde, denn er kann alle Verarbeitungsschritte vom Rohling bis zum fertigen Werkzeug zeigen: "Das ist ein frühgeschichtlicher Schatz." Alles deutet darauf hin, dass hier eine Manufaktur stattgefunden hat, eine Fertigung in Serie rund 3000 Jahre vor Christi Geburt, der Zeit der ersten ägyptischen Pyramiden.
Was Kurt Scheuer fasziniert, ist die Tatsache, dass der begehrte Diabas herausgeschafft werden musste, denn die Abbauvorkommen liegen auf dem Schlossberg bei Saarburg, oberhalb der Kirche in Krettnach in den Weinbergen und unter dem Weinberg Wawerner Ritterpfad sowie auf dem Kanzemer Altenberg. "Vielleicht wurde damit gehandelt und die fertigen Werkzeuge exportiert", fragt sich Scheuer. Denn Äxte und Beile waren nötig zur Holzbearbeitung und damit zum Hüttenbau. Rund 80 Exponate werden zu sehen sein. "Im Flur Im Großen Büsch liegen 140 000 Jahre Oberbilliger Geschichte", schätzt der Hobbyarchäologe und dsa Mitglied in der Societé préhistorique luxembourgeoise. Für Scheuer ist das Gebiet ein El Dorado: "1910 wurde hier ein Teil abgeholzt. Unter dem Wald liegt bestimmt noch viel mehr."
1936 entdeckte das Landesmuseum Trier bei Grabungen Spuren von Menschen, die Jüngere und Mittlere Hunsrück-Eifel-Kultur genannt werden. Von ehemals rund 30 steinzeitlichen Grabhügeln seien nur noch zwei übrig.
Extra: DER "STAHL" DER JUNGSTEINZEIT?


Diabase zählen zu den sogenannten Metabasalten, die aus dem Paläozoikum (541 Millionen Jahre bis ca. 252,2 Millionen Jahre) stammen. Sie sind gleichzeitig hart und elastisch. Ausgangspunkt der Bildung von Diabas sind auf dem Meeresgrund verfestigte Sedimente bestehend aus Abtragungsschutt anderer Gesteine. Diabas ist ein Gestein mit vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten, und das schon seit Jahrtausenden. Das Gestein ist verwitterungsstabil und zeichnet sich durch eine hohe Druckfestigkeit aus. Quelle: <%LINK auto="true" href="http://www.steine-und-minerale.de/" text="www.steine-und-minerale.de/" class="more"%> doth

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