Leben im Versteck

Mit dem Können einer Schauspielerin hat Barbara Ullmann vom Stadttheater Trier rund 70 Zuhörer in der Gedenkstätte KZ Hinzert in einer Lesung aus dem Tagebuch der Anne Frank in ihren Bann gezogen. Zum jährlichen Gedenktag der Befreiung des Lagers Auschwitz am 27. Januar 1945 und für alle Opfer des NS- Regimes kamen 150 Besucher und nahmen an Führungen teil.

 Mit geschulter Stimme und authentischer Mimik zog Schauspielerin Barbara Ullmann ihr Publikum mit der Geschichte von Anne Frank in ihren Bann. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Mit geschulter Stimme und authentischer Mimik zog Schauspielerin Barbara Ullmann ihr Publikum mit der Geschichte von Anne Frank in ihren Bann. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Hinzert-Pölert. (doth) Knisternde Spannung und Dramatik wie in einem Krimi: Schauspielerin Barbara Ullmann vermochte das Leben im Versteck in der Beschreibung der 13-jährigen Anne Frank so authentisch zu vermitteln, dass es der großformatig projizierten Fotos der Originalschauplätze eigentlich nicht bedurft hätte. Die Geschichte, jahrelang von den Nazis unentdeckt zu bleiben und dann doch den Schergen zum Opfer zu fallen, brannte sich ins Bewusstsein der Zuhörer.

Stille angesichts des erlebten Grauens



Die Schauspielerin setzte die Worte der begabten Tagebuchschreiberin in Szene. Absolute Stille im Publikum. Niemand hüstelte oder räusperte sich. Kein Handyklingeln zerriss die Atmosphäre im Halbdunkel der Gedenkstätte.

"Ich habe dieses Buch schon als Teenager gelesen", erklärt die Schauspielerin. Sie habe besonders markante Stellen ausgesucht. Trotzdem blieb die Chronologie des Geschehens in ihrer Lesung erhalten. Die menschliche Entwicklung, Gefühle, die persönliche Situation, alles konnte miterlebt werden, als wäre man dabei gewesen.

Mit der geschulten Stimme und passender Mimik der Schauspielerin wurden die Worte Anne Franks zu wirklichem Erleben.

Die junge Jüdin zeigte im zarten Alter von 13 Jahren bereits ein enormes Sprachgefühl und wäre sicherlich mit dieser Begabung eine große Schriftstellerin geworden.

"Niederschmetternd", resümierte Peter Kratz aus Schönberg die Geschichte. Den 67-jährigen beschäftigten nach der Lesung besonders Anne Franks Fragen "Warum Krieg? Warum dieses Morden?" Unwillkürlich komme einem die derzeitige Situation im Nahen Osten in den Sinn, sagt Kratz.

Für die 15-jährige Franziska Wollscheid aus Damflos war die Lesung besonders dramatisch: "Anne war in meinem Alter und schon am Ende ihres Lebens."

Anne starb im März 1945 im Konzentrationslager Bergen- Belsen, zwei Monate vor der Befreiung Hollands. Sie wäre am 12. Juni dieses Jahres 80 Jahre alt geworden.Mehr zum Gedenktag: Kultur Seite 21

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort