Nittel und Wincheringen klären zunächst Supermarktfrage
Nittel/Wincheringen · Einkaufsmöglichkeiten, medizinische Versorgung, Leben im Alter - das sind einige Themen, bei denen Wincheringen und Nittel laut regionalem Raumordnungsplan kooperieren sollen. In einem Sondierungsgespräch haben die beiden Gemeinden vereinbart, dass zunächst ein Gutachten zur Einzelhandelssituation in Auftrag gegeben wird. Hintergrund ist der Streit um einen Frischemarkt in Nittel.
Nittel/Wincheringen. Ein Hauch des Filmklassikers "Casablanca" liegt in der Luft, wenn der Nitteler Ortschef Peter Leo Hein über die bisherigen Gespräche zur Kooperation mit Wincheringen sagt: "Ich hoffe, dies ist der Beginn einer guten Zusammenarbeit."
Dabei ist diese Zusammenarbeit kein selbst erdachtes Vergnügen, sondern eine Vorgabe des neuen Regionalen Raumordnungsplans, der abhängig von der Qualität der aktuell erfolgten Eingaben 2015 oder 2016 in Kraft treten soll.
In diesem Plan werden die beiden Orte Nittel (2300 Einwohner) und Wincheringen (1920 Einwohner) als kooperierende Grundzentren eingestuft (siehe Hintergrund). Ziel ist es, vor dem Hintergrund dieser stark wachsenden Region die Entwicklung der beiden Orte aufeinander abzustimmen. Dies betrifft die Themen medizinische Versorgung, Wohnen im Alter, der Öffentliche Personennahverkehr, handwerkliche und gewerbliche Dienstleitungen, Wohnbauentwicklung, Tourismus, Bildung und Einkaufsmöglichkeiten.
Zum letzten Thema gab es beim bereits dritten Sondierungsgespräch eine konkrete Vereinbarung. Zu dem Gespräch hatten die Bürgermeister Karl-Heinz Frieden (VG Konz) und Jürgen Dixius (VG Saarburg) neben den betroffenen Ortschefs Peter Leo Hein und Elmar Schömann (Wincheringen) auch die Beigeordneten und den Planer der Regionalen Planungsgemeinschaft Roland Wernig eingeladen.
Generell soll geprüft werden, wo sich Stärken und Schwächen der beiden Ortsgemeinden ausgleichen oder nutzen lassen. In einem ersten Schritt wird dazu die aktuelle Einzelhandelssituation in einem Gutachten untersucht. Es ist das zweite Gutachten zu diesem Thema. Dahinter steckt der Streit über die Größe des in Nittel geplanten Supermarkts. 800 Quadratmeter dürfte er laut Raumordnungsplan groß werden. Die Nitteler würden in Absprache mit den Nachbarn aber gerne einen 1200-Quadratmeter-Laden realisieren. Doch die Wincheringer haben dies bislang abgelehnt. Das erste Gutachten in dieser Sache habe die Auswirkungen auf das Wincheringer Lebensmittelgeschäft Pinnel (300 Quadratmeter) nicht ausreichend untersucht, hieß es. Die Wincheringer fürchten um die Existenz dieses Ladens.
Hein glaubt nicht, dass das zweite Gutachten neue Erkenntnisse bringt. Im alten habe es geheißen, dass auch ein großer Laden in Nittel ausreichend Kunden habe, ohne Kaufkraft von außen abzuziehen. Schömann sagt zu dem Thema lediglich, er warte das neue Gutachten ab. Er ist sich jedoch sicher, dass diese Sache keinen Keil zwischen die beiden Orte treibt. Wie Hein lässt auch er viel Sympathie für seinen Kollegen erkennen. Schömann: "Mit Peter Leo Hein ist gut zu reden. Wir haben beide ein großes Schiff zu steuern und tauschen uns immer wieder aus."
Schömann sieht ansonsten große Übereinstimmungen bei den Kooperationsgesprächen. Die sieht auch Hein. Er hat jedoch auch Wünsche, beispielsweise, dass sich die Wincheringer in Sachen Tourismus breiter aufstellten und Nittel ergänzen. Nittel zählt immerhin 60 000 Übernachtungen pro Jahr.Touristisches Potenzial
Zwar sieht auch Schömann Potenzial bei diesem Thema, in seinem Ort gibt es kaum Übernachtungsmöglichkeiten. Doch sagt er auch: "Unsere Winzer setzen andere Prioritäten, da halte ich mich raus."Extra
Als Grundzentren gelten zentrale Orte, die eine die tägliche Grundversorgung sichernde Infrastruktur haben. So etwa Schulen, Kindergärten, Sport- und Kulturstätten, Ärzte, Apotheken, Arbeitsplätze, Geschäfte, Gewerbegebiete, Verwaltung, Bank, Poststelle. Sie sind ihren Aufgaben entsprechend auszustatten und finanziell zu unterstützen. Das Landesentwicklungsprogramm weist für den Kreis Trier-Saarburg neben Nittel/Wincheringen folgende kooperierende Grundzentren auf: Beuren/Reinsfeld, Föhren/Hetzerath, Trierweiler/Welschbillig, Waldrach/Osburg/Gusterath/Pluwig. red
