Kultur Musical „Serpentina“ feiert Premiere: Junger Poet ringt mit dunklen Mächten

Hermeskeil · In der Hochwaldhalle haben am Wochenende mehr als 600 Zuschauer die ersten Aufführungen des Rockmusicals „Serpentina“ miterlebt. Das 20-köpfige Laienensemble überzeugte mit einem stimmigen Gesamtkunstwerk.

 Eine Szene aus dem Musical „Serpentina“: Düstere Fabelwesen wollen den Studenten Anselmus (Philipp Groetzner, Bildmitte) daran hindern, zu seiner geliebten Serpentina zu gelangen.

Eine Szene aus dem Musical „Serpentina“: Düstere Fabelwesen wollen den Studenten Anselmus (Philipp Groetzner, Bildmitte) daran hindern, zu seiner geliebten Serpentina zu gelangen.

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Musical-Premieren haben in Hermeskeil schon fast Tradition: Nach „Antonio – Prinz mit Eselsohren“ (1996) und „Fate – Bündnis der Mächte“ (2015) ging am Wochenende in der Hochwaldhalle die dritte Ur-Aufführung über die Bühne. Gezeigt wurde das Rockmusical „Serpentina“, die Geschichte einer fantastischen Liebe zwischen Poesie und Wahnsinn. Dem 20-köpfigen Laienensemble gelang dabei ein beachtliches Gesamtkunstwerk aus Musik, Tanz und kunstvoller Illustration.

Am Freitagabend hatten etwa 100 geladene Gäste die Vorpremiere gesehen. Laut Willi Auler vom städtischen Beirat Hermeskeiler Kultur(er)Leben, der das Musical präsentierte, kamen am Wochenende insgesamt mehr als 600 Zuschauer zu den Aufführungen. Geschrieben hat das Stück der gebürtige Hermeskeiler Matthias Leo Webel, aus dessen Feder auch schon „Antonio“ stammte. Für „Serpentina“ verfasste Webel Dialoge und 17 Lieder und übernahm auch die Regie.

Die Geschichte basiert auf der Erzählung „Der goldne Topf“ von E.T.A. Hoffmann, einem der bekanntesten Autoren der Romantik. Im Zentrum steht Anselmus (Philipp Groetzner), Student der Rechtswissenschaften mit einem Hang zur Träumerei, der sich in das Schlangenmädchen Serpentina (Selina Dohr) verliebt. Sie wurde mit ihrem Vater, dem wunderlichen Archivarius Lindhorst (Manuel Lothschütz), aus ihrer Heimatwelt Atlantis verbannt. Beide können erst dorthin zurückkehren, wenn der Vater für seine Tochter im Menschenreich einen Mann von poetischer Natur findet. Anselmus scheint „der Richtige“ zu sein, ist aber hin- und hergerissen zwischen der realen Welt seiner Mitmenschen und der Fantasiewelt der Geliebten. Und dann ist da noch das listige Äpfelweib (Nicole Kirch), das ebenfalls in die Fabelwelt zurückwill und dafür Flüche und dunkle Mächte einsetzt.

Diese Liebesgeschichte „zwischen Wahnsinn und Poesie“ brachte das Ensemble mit Leidenschaft, Witz und zugleich mit hoher gesanglicher Präzision auf die Bühne. Besonders charmant nahmen Darsteller und Autor das bürgerliche Spießertum – den Gegenpart zur poetischen Fabelwelt – aufs Korn, etwa in Veronikas (Kimberley Schummer) Liedzeilen „Unser Feuer der Liebe – es brennt im Kamin“.

Die Akteure stammen aus dem Hunsrück, dem Saarland und dem Raum Trier. Einige hatten zuvor schon Bühnenerfahrung gesammelt im regionalen Musical-Projekt von David Steines. Das gilt auch für den 17-jährigen Konzer Philipp Groetzner, der aus der insgesamt starken Darstellerriege von „Serpentina“ herausstach. Groetzner zeigte eine schon eindrucksvoll ausgeprägte Stimme, aber auch viel schauspielerisches Talent. Sein Eröffnungslied „Heut feier’ ich“ meisterte er problemlos, während er sich dabei einen Schlafanzug aus- und das Hemd fürs abendliche Fest anzog. Ebenfalls starke Bühnenpräsenz bewiesen Manuel Lothschütz, der seinem Archivarius eine Portion liebenswerte Verrücktheit verlieh, und Nicole Kirch, die als barfüßiges Äpfelweib die rockigsten Auftritte hinlegte.

Rockmusical-Ensemble brilliert mit „Serpentina“ in der Hochwaldhalle
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Szenen aus dem Musical „Serpentina“

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Foto: Trierischer Volksfreund

Abgerundet wurde die fantastische Handlung durch ein im wahrsten Sinne fabelhaftes Bühnenbild und zur Musik passende Illustrationen der Linzer Künstlerin Sarah Thomsen. Auch die mystischen Tänze fügten sich nahtlos in die Fantasiewelt ein.

Das Publikum reagierte durchweg positiv: „Die Umsetzung der Geschichte hat mir sehr gut gefallen“, fand Sa Budnitz. Die „gesang­liche Ausdruckskraft“ aller Darsteller habe sie beeindruckt. Auch Mitveranstalter Willi Auler lobte: „Wir hatten eine tolle Atmosphäre in der Halle. Und es ist eine Superleistung von Matthias Webel, dass er die Songs alle selbst vertont hat.“ Die Leistung der „Ehrenamtler“ hob auch Stadtbürgermeister Mathias Queck hervor und dankte allen finanziellen Unterstützern. Das Fazit des Autors: „Ich wusste schon, als wir uns zusammengefunden haben, dass es richtig klasse wird.“

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