Sicher im Alter mit neuer Technik: Sensoren für Senioren

Konz/Trier · Immer mehr Menschen leben alleine. Die größte Sorge vieler Älterer ist dabei der Verlust ihrer Selbstständigkeit. Ein Pilotprojekt versucht, Senioren durch moderne Technik mehr Sicherheit in ihrem Alltag zu geben. Es ist jetzt in Trier und in der Verbandsgemeinde Konz gestartet.

Konz/Trier. "Sie werden jetzt erfahren, was es mit dieser Susi auf sich hat, die heute nach Konz gekommen ist", sagt Michael Schröder. Der Mitarbeiter des Fraunhofer-Instituts in Kaiserslautern steht im Saal des Klosters Karthaus, um den Zuhörern das Pilotprojekt SUSI TD vorzustellen.
Die Abkürzung steht für Sicherheit und Unterstützung für Senioren durch Integration von Technik und Dienstleistung. Ziel ist es, älteren Menschen länger ein selbstbestimmtes und sicheres Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Das Projekt ist jetzt offiziell in der Verbandsgemeinde Konz und in Trier gestartet. Bei der Umsetzung arbeiten ein Forschungsverbund mit den Pflegestützpunkten in Konz und Trier zusammen.
Freiwillige gesucht


Dafür suchen die Verantwortlichen 30 Senioren, die mindestens 70 Jahre alt sind. Sie sollen die vom Fraunhofer-Institut entwickelte Technik in den kommenden zwei Jahren bei sich zu Hause testen. In den Wohnungen der Teilnehmer werden dann drahtlose Sensoren und ein Computer installiert.
Die Geräte, die unter anderem an Türen und Schubladen angebracht werden, messen die Bewegungen. Anhand der Daten erstellt der Computer ein Aktivitätsprofil der Teilnehmer und kann sagen, wie lange sich jemand in Küche oder Bad aufhält oder wie oft er den Kühl- oder den Kleiderschrank auf- und zumacht. Weicht das Verhalten der Senioren vom gewohnten Profil ab, informiert das Programm den Ansprechpartner des zuständigen Pflegestützpunkts. Dieser fragt nach, ob alles in Ordnung ist. Sonst dringen keine Daten nach außen (siehe Extra).
Bessere Versorgung im Notfall


Caren Wagner vom Pflegestützpunkt Konz erhofft sich durch die Sensortechnik eine bessere Versorgung in Notfällen. Schließlich sei vielen älteren Menschen ein Hausnotruf lästig, weshalb sie Notrufknöpfe nicht immer bei sich trügen.Michael Schröder macht aber auch klar: "Die Technik spielt bei SUSI nur eine ergänzende Rolle. Sie ersetzt den Menschen nicht." Und natürlich könne das Programm nicht alles. Ob ein Teilnehmer lediglich ein Mittagsschläfchen hält, gestürzt ist oder gar einen Herzinfarkt erleidet, wenn er sich beispielsweise über einen längeren Zeitraum nicht bewegt, kann SUSI nicht erkennen. Bisher kann das Programm auch nicht zwischen verschiedenen Personen oder zwischen Menschen und großen Tieren unterscheiden. Die Versuchsteilnehmer sollten daher weitgehend selbstständig sein und alleine ohne freilaufende Haustiere leben.
Damit die Sensoren nicht überfordert sind, sollte die Wohnung auch nicht zu groß sein. Rund 70 Quadratmeter sind ideal. Die Technik, deren Wert Schröder pro Haushalt samt Einbau auf 3000 bis 5000 Euro schätzt, wird den Projektteilnehmern umsonst zur Verfügung gestellt. Was SUSI letztendlich einmal kosten könnte - sollte es in Serie gehen - will das Fraunhofer-Institut ebenfalls untersuchen.
Sieben Interessenten gibt es bereits. "Bei mir ist es nicht das Sicherheitsbedürfnis. Ich freue mich aus Spaß an der Technik auf das Projekt", sagt eine 71-jährige Konzerin, die SUSI testen wird. Die Bedenken anderer Zuhörer bezüglich des Datenschutzes oder der Genauigkeit des Systems teilt sie nicht. "Das Projekt steckt schließlich noch in den Kinderschuhen. Da kann noch nicht alles funktionieren." Sie selbst besitzt bereits drei Computer und surft fleißig im Internet. Auf das neue Gerät freut sie sich schon.
Denn der SUSI-Computer erstellt nicht nur ein Profil der Teilnehmer. Die Senioren können den Rechner auch dazu benutzen, mit Verwandten, anderen Teilnehmern oder den Pflegestützpunkten direkt Kontakt aufzunehmen. Über einen Bildschirm, der sich durch Berührung bedienen lässt, können sie telefonieren, chatten oder E-Mails verschicken.
Interessierte können noch bis Februar 2013 am Projekt teilnehmen. Ansprechpartner ist Caren Wagner (Pflegestützpunkt Konz), Telefon 06501/6075761, E-Mail an Caren.Wagner@vdek.com.
Extra

Das Projekt SUSI TD ist von einem Forschungsverbund entwickelt worden. Dem gehören die beiden Fraunhofer-Institute für Experimentelles Software-Engineering (IESE) und für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM) in Kaiserslautern sowie das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) in Köln an. Gefördert wird das Projekt vom Gesundheits- sowie vom Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz. SUSI TD wird in den kommenden zwei Jahren in Trier und der VG Konz getestet. Mit an Bord sind der Landkreis Trier-Saarburg, die Stadt Trier, die Hausnotrufzentrale des Deutschen Roten Kreuzes, die AOK, die Barmer GEK, der Verband der Ersatzkassen sowie die Kooperationsgemeinschaft Pflegestützpunkte. fasExtra

Kritische Stimmen hat es bei der Vorstellung des Projekts SUSI TD in Konz-Karthaus vor allem zum Thema Datenschutz gegeben. Einige Zuhörer zeigten sich besorgt darüber, was mit den Aktivitätsprofilen geschieht und wer diese einsehen kann. Michael Schröder vom Fraunhofer-Institut in Kaiserslautern wies darauf hin, dass das Projekt bereits von der Ethikkommission des Landes Rheinland-Pfalz überprüft worden sei. Auch der Landesdatenschutzbeauftragte sei in das Projekt mit eingebunden. Das Profil könne lediglich der teilnehmende Senior und eine weitere Person einsehen, die der Teilnehmer selbst bestimmt. In der Regel sei dies der Ansprechpartner der Pflegestation. Die Daten würden zwar im Computer gespeichert, würden aber nicht nach außen gelangen. fas

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