Sorge um Konzer Ginkgo

In der Konzer Innenstadt befindet sich ein jahrzehntealter Ginkgobaum. Vermutlich steht er jetzt im Weg, wenn dort das Konzer Einkaufszentrum erweitert werden soll. TV-Leser Erwin Appa fürchtet um das Fortbestehen des geschichts trächtigen Baums.

Konz. Da steht er. Schon seit Jahrzehnten, ganz unscheinbar in einer Ecke. Täglich laufen Passanten an ihm vorbei, ohne ihn eines bewundernden Blickes zu würdigen.

Dabei gilt er in Fachkreisen als eine Besonderheit. Der etwa 80 Jahre alte Ginkgobaum auf dem brachliegenden Grundstück an der Blauen Säule in der Konzer Stadtmitte rückt jedoch nun wieder mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit, als manch einem lieb sein könnte.

Als der Konzer Erwin Appa von den jüngsten Bauvorhaben auf dem Grundstück erfuhr, wurde der Senior hellhörig. Die Günther-und-Käthi-Reh-Stiftung möchte dort den "Kaufland-Komplex" erweitern und ein großes Einkaufszentrum errichten. Eine Investition im hohen einstelligen Millionen-Bereich ist geplant (der TV berichtete).

Gewächs mit jahrzehntelanger Geschichte



Wie es Appa bereits bei den Vorgänger-Besitzern des Grundstücks getan hat, macht er auch in diesem Fall darauf aufmerksam: "Es ist mir von der Stadt Konz schriftlich versichert worden, dass der Baum bei geplanten Baumaßnahmen geschützt wird", erzählt Appa im TV-Gespräch.

Das war 1992, die Erklärung sei vom damaligen Beigeordneten Walfried Heinz unterzeichnet. In den 90ern gab es Pläne, auf dem Platz das Haus der Lebenshilfe zu errichten. Vor Kurzem hat Appa Bürgermeister Karl-Heinz Frieden über den Brief der Verwaltung informiert. "Mir ist ein solches Schreiben nicht bekannt", sagt Frieden auf TV-Anfrage.

Appa kennt die jahrzehntelange Geschichte des Baums. Hubert Zettelmeyer, der sich ab etwa 1900 um die Gründung seiner später weltweit bekannten Firma bemühte, habe dem Ginkgo-Baum in Konz sein neues Zuhause gegeben. Appa schätzt, dass der Baum aus der Zeit um 1925 stammt. Als um 1960 die große Werkshalle gebaut wird, steht der Baum im Weg und wird umgepflanzt. Sein neuer Standort ist laut Appa die Rückseite des alten Zettelmeyer-Bürogebäudes.

Ginkgo hat sich gut entwickelt



Zu Appas eigenen Aufgaben hat es gehört, im Winter das rutschige Laub des Baums zusammenzukehren, damit es nicht die Nutzer des darunter stehenden Fahrradständers behindert. Die Umpflanzung sei nur deswegen gelungen, "weil er in guten Boden reingesetzt worden ist".

Inzwischen hat sich der Baum gut entwickelt. "80 Jahre ist schon ein gutes Alter", sagt TV-Gartenexpertin Kathrin Hofmeister. Es sei eine Besonderheit, einen solchen schönen Parkbaum in der Stadt zu haben. "Der Ginkgo gilt auch als Zukunftsbaum", erläutert sie. Er sei besonders bestandsfest gegen die Einflüsse in der Innenstadt.

Hans-Jürgen Lichter, Geschäftsführer der "Günther-und-Käthi-Reh-Stiftung & CoKG", geht in einer ersten Stellungnahme davon aus, dass der Baum erhalten bleiben kann. Die Planer müssten bei dem vorgesehenen Bau, zu dem es noch keine konkreten Pläne gibt, sowieso sieben Meter Abstand zum Nachbargrundstück einhalten.

"Dennoch würde der Ginkgo zu einem Schattenbaum", schätzt Bürgermeister Karl-Heinz Frieden die Situation ein. Unter diesen Umständen würde der Baum kaum überleben. Frieden betont zudem die Bedeutsamkeit des geplanten Bauprojekts für die Konzer Stadtentwicklung.

"Es wäre sicher mehr als wünschenswert, würde dieser Ginkgo auch ungeachtet seiner Geschichtsträchtigkeit in zukünftige Planungen mit einbezogen", sagt Werkshofleiter und Baumfreund Friedrich Otte. Nach einer möglichen Verpflanzung räumt er dem Ginkgo kaum Überlebenschancen ein. "Dafür steht er schon zu lange dort."

Nach Auskunft der Kreisverwaltung gilt der Baum nicht als Kulturdenkmal. Dazu müsse ein formloser Antrag gestellt werden. Eine Baumsatzung gibt es in der Stadt Konz nicht.

Wie ist Ihre Meinung zu dem Thema? Soll der Baum erhalten werden, oder ist er verzichtbar? Schreiben Sie uns eine kurze Nachricht per Mail an echo@volksfreund.de oder per Fax an 0651/7199-990. Bitte Namen und Wohnort nicht vergessen.

Meinung

Ökonomie gegen Ökologie

Ein 80 Jahre alter Ginkgo mit Geschichte oder der Neubau eines millionenteuren Einkaufszentrums? Bei dieser Frage werden Schützer des Baums vermutlich den Kürzeren ziehen. Auch wenn es sehr wünschenswert wäre, den Baum zu erhalten, werden wirtschaftliche Argumente die ökologischen Überzeugungen schlagen. Dabei hätte die Geschichte vielleicht auch anders ausgehen können. Wenn der Baum in Konz bereits im Vorfeld als denkwürdiges Überbleibsel des Zettelmeyer-Imperiums gewürdigt worden wäre, wäre er vermutlich von Anfang an Teil einer Bauplanung geworden. Doch durch sein unscheinbares Dasein wäre es wohl den meisten Konzern nicht aufgefallen, wenn er eines Tages verschwunden wäre. Schade. a.pipke@volksfreund.deEXTRA Ginkgo biloba: Der Ginkgo ist eine in China heimische, heute weltweit angepflanzte Baumart. Sie ist der einzige lebende Vertreter einer ansonsten ausgestorbenen Gruppe von Samenpflanzen und wird daher auch als "lebendes Fossil" bezeichnet. Zum Jahrtausendwechsel erklärte das deutsche "Kuratorium Baum des Jahres" Ginkgo biloba zum Mahnmal für Umweltschutz und Frieden und zum Baum des Jahrtausends. Quelle: wikipedia.de

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