Wohnhaussiedlungen und Pupillen

Saarburg · Die Galerie unterm Dach des Saarburger Amüseums, direkt am Wasserfall, beherbergt derzeit Fotokunst von Daniel Schieben. Der Autodidakt aus Trier steht für die fotografische Reduzierung visueller Eindrücke. Die Bilder fordern den Betrachter heraus. Es entsteht eine andere, neue Wirklichkeit.

 Unschärfe und Mehrfachbelichtungen: Der Fotokünstler Daniel Schieben hat sich dem Minimalismus verschrieben. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Unschärfe und Mehrfachbelichtungen: Der Fotokünstler Daniel Schieben hat sich dem Minimalismus verschrieben. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Saarburg. "Strände im Hochgebirge" hat der Trierer Fotokünstler Daniel Schieben seine Ausstellung genannt, die im Amüseum, der Städtischen Galerie Saarburg, noch bis zum 24. Februar nächsten Jahres zu sehen ist.
Es ist auch gleichzeitig der Titel einer der drei Bilderserien. Mit den Werkgruppen "Wohnhaussiedlungen", "Pupillenreflektionen" und weiteren Einzelbildern aus den letzten zwei Jahren sind 22 Bilder zu sehen.
"Das konkrete Abbild der Wirklichkeit reizt mich wenig", sagt der 33-jährige Autodidakt. Die sehr minimalistischen Bilder reduzieren vielmehr diese Wirklichkeit und erinnern ein wenig an Grafik und Malerei.
"Ich weiß, die Bilder sind eine Herausforderung für den Besucher der Ausstellung", gesteht der Künstler. Seine Werke fordern dem Betrachter einiges ab. So auch die Frage, die die Die Saarburger Kunsthistorikerin Christa Blasius stellvertretend für die Besucher stellt: "Was sehe ich hier eigentlich?"
Konstruiert wie der Titel "Strände im Hochgebirge" ist der Bildaufbau, der aus Alltagsgegenständen in einer Wohnung besteht, aber durch Mehrfachbelichtung verfremdet und damit im wahrsten Sinne des Wortes "vielschichtig" wird. Christa Blasius, die das Werk Schiebens in der Vernissage erläuterte, sieht in den Bildern die besondere Beziehung von Mensch und Natur: "Das ist ein Spiel mit der visuellen Wahrnehmung." Die Fotografien stellen sich der Bilderflut der heutigen Zeit entgegen. Farbigkeit kommt nur noch sehr zart zum Einsatz.
"Sinn bekommen die Bilder erst innerhalb der Serie, mit leiser Kritik an unseren Sehgewohnheiten", erklärt die Kunsthistorikerin. Menschen lösen sich in Unschärfe auf. Es entstehen neue visuelle Welten. Das Alltägliche werde neu erlebt, etwa bei der Neuinterpretation von Satellitenaufnahmen von Wohnhaussiedlungen des Architekten Richard Neutra.
Kunsthistorikerin Blasius jedenfalls wünscht viel Neugier beim Betrachten der Bilder.
Das Amüseum ist montags bis freitags sowie an Sonn- und Feiertagen jeweils von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Infos unter www.daniel-schieben.deExtra

Daniel Schieben, 1979 in Trier geboren, realisierte 2001 seine erste Einzelausstellung. Seine Werke waren unter anderem in Krefeld, Köln, Hamburg und Berlin zu sehen. 2011 wurde er für den Robert-Schuman-Preis der Städte Trier-Saarbrücken-Metz und Luxemburg nominiert. doth

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