Altmeister am Dirigenten-Pult

Altmeister Michael Gielen dirigierte das Orchestre Philharmonique du Luxembourg (OPL) im Grand Auditorium in Luxemburg. Im MIttelpunkt standen Werke von Bruckner und Mahler. Die Echternacher Festspiele präsentierten das Konzert.

Luxemburg. Großkampftag für das OPL. Auf dem Programm standen sechs Lieder aus "Des Knaben Wunderhorn" von Gustav Mahler und die neunte Sinfonie von Anton Bruckner. Am Pult stand niemand Geringeres als Michael Gielen, der Altmeister, der 13 Jahre lang an der Spitze des SWR-Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg stand. Stolze 82 Jahre ist Gielen alt, von denen man aber nicht das geringste merkt. Oder doch? Gielen gehört nicht zu den Dirigenten, die mit überschwänglichen Bewegungen, mit wilder Gestik ihren Musikern Anweisungen erteilten. Gielen stand im Grand Auditorium mit einer natürlichen Autorität an seinem Pult, gab Impulse, dämpfte hier ein wenig, forderte dort ein bisschen mehr. Aber mit Alter hatte das Bescheidene in seinen Aktionen nichts zu tun. Er war es, der das Gesamtwerk im Blick und die Zügel fest im Griff hat.

Endlose Bögen erschließen sich



Bei ihm erschlossen sich die schier endlosen weiten Bögen, die für Bruckner so typisch sind.

Und die Musiker? Sie folgten ihm nur allzu gern, setzten seine Anweisungen augenblicklich um, wussten um jede heikle Stelle, an der sie mit Korrekturen rechnen mussten. Selten hat man das OPL so geschlossen, mit solchem Farbenreichtum gehört, das der Musik so gerecht wurde. Prägnanz, Transparenz und auch Spannung prägten die gesamte Sinfonie und auch vorher schon musste man staunen über den klanglichen Variantenreichtum, mit dem sich das OPL den Orchesterliedern Mahlers widmete. Hier war aber auch die Stelle, bei der man an diesem Abend Abstriche machen musste. Mit Markus Werba hatte man einen Bariton verpflichtet, der seiner Rolle nicht gerecht werden konnte.

Zweifellos hat er eine großartige Stimme, die viel Potenzial bereithält. Aber gerade für Mahlers Lieder bedarf es einer großen Erfahrung, mit der Werba noch nicht aufwarten kann. Zu schwer, mit zu vielen Betonungen, mit zu viel Gewicht ging er die einzelnen Kompositionen an, missachtete die Hilfestellungen, die ihm Gielen und das OPL mit teilweise seidenweichen Klängen bot. Alles in allem trotzdem ein großer Abend.

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