Cruzifixus und Isoldes Liebestod

Besucher aus Mainz, Ahrweiler und sogar Köln sind am Wochenende nach Manderscheid gekommen, um den Pianisten Martin Stadtfeld zu sehen. Ort des Konzerts war die Lebensbaumkirche.

 Voller Konzentration dabei: Der Pianist Martin Stadtfeld in der Manderscheider Lebensbaumkirche. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Voller Konzentration dabei: Der Pianist Martin Stadtfeld in der Manderscheider Lebensbaumkirche. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Manderscheid. (gkl) Mit Pfiffen, lautstarken Bravorufen und natürlich stehendem Applaus haben die Zuschauer den Klavierabend mit Martin Stadtfeld gefeiert, den die Gemeinde Manderscheid sicherlich nur allzu gerne als einen Sohn ihrer Stadt reklamieren würde.

Ort des Geschehens war die katholische Pfarrkirche St. Hubertus, auch bekannt als die Lebensbaumkirche. In Pink und Violett waren die schlichten weißen Wände angestrahlt, die Altarkerzen und die zwölf Apostelkerzen der Kirche waren entzündet. Eine Atmosphäre, wie sie in einem Konzertsaal nicht so leicht zu erreichen ist. Vor dem Altar war eine Bühne aufgebaut, auf der ein großer Konzertflügel stand. Manderscheid war stolz auf den Besuch und feierte Martin Stadtfeld.

Der Pianist hatte ein sehr gemischtes Programm für seinen Eifelauftritt zusammengestellt. Den Anfang machten die Waldszenen, Opus 82, von Robert Schumann, denen drei Choralvorspiele von Johann Sebastian Bach in der Bearbeitung von Ferruccio Busoni folgten.

Nach der Pause ging es mit Richard Wagner (Tannhäuser-Ouvertüre und Isoldes Liebestod) in Bearbeitungen von Franz Liszt und dessen "Variationen über ein Motiv von Bach" weiter.

Bei aller Sympathie und Begeisterung, die Stadtfeld in Manderscheid entgegen schlug, müssen zu diesem Abend aber doch einige Anmerkungen gestattet sein. Zweifellos, es war ein Konzert, bei dem eine sehr beeindruckende Virtuosität im Fokus stand. Hier konnte der Solist glänzen. Aber ist diese technische Fähigkeit genug? Schumanns Waldszenen waren vom eröffnenden "Eintritt" bis zum "Abschied" durchgängig von einer Schwere gekennzeichnet, die dem Zyklus nicht gerecht wurde.

Bachs Vorspiel zu "Nun freut euch, liebe Christen g'mein" kam in einem wahnwitzigen Tempo daher und verlor jede Beziehung zum Original.

Skurril und eigenartig



Fast schon ein wenig skurril war der zweite Teil des Abends. In wie weit es vertretbar ist, Wagners Opern in der Kirche zu interpretieren, darüber mag man trefflich streiten.

Dass Stadtfeld aber Isoldes Liebestod quasi attacca, also nahezu ohne Pause mit den Lisztschen Variationen über das Cruzifixusmotiv der h-Moll Messe von Johann Sebastian Bach verband, hatte schon etwas Merkwürdiges.

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