"Demokratie ist Gift für die Kunst"

Trier · Der Mann der vielen Gesichter: Bei Star-Regisseur Quentin Tarantino spielte August Diehl (35) einen SS-Sturmbannführer, im Thriller "Salt" war er der Partner von Angelina Jolie, und in Trier spielt er - Gitarre. Am Donnerstag tritt er mit der Band Hands up, Excitement! im MJC-Keller auf.

Trier. Gestern Nachmittag: August Diehl ist am Telefon sehr freundlich, nur etwas kurz angebunden. Am Abend steht das Konzert mit "Hands Up, Excitement" in Stuttgart an. Die Band ist gerade erst von der Show in Bamberg angekommen. Auspacken, Aufbau, Soundcheck, das steht alles noch bevor. Unter Strom, Herr Diehl? Ach nö! "Die Tour mit der Band - das ist sehr willkommener Stress", sagt der 35-Jährige. Vor zwei Jahren stieß er als Gitarrist zur Berliner Band. Seine Frau, die in Trier aufgewachsene Schauspielerin Julia Malik, spielte dort bereits Geige. "Dann haben sie bei einem Auftritt schnell einen Gitarristen gebraucht - und ich bin eingesprungen." Inzwischen sei mehr als ein Hobby draus geworden.
Im Frühjahr gab es eine kleine Tour mit Pete Doherty, samt des in diesem Fall fast obligatorischen Aufschlags in der Boulevardpresse. Jetzt bringen die drei Musikerinnen und fünf Musiker von Hands Up, Excitement! ihren feinen Kammer-Pop als Headliner auf die kleineren Bühnen der Republik. Etwa in den Mergener Hof in Trier, den MJC-Keller.
So hat sich August Diehl, gefragter internationaler Schauspieler, auch den Herbst für die Tour freigehalten. Nach zwei Filmen in den vergangenen Monaten ist das (Dreh-)Jahr für ihn beendet. "Im nächsten Jahr werde ich wieder Theater machen, in Wien und in Salzburg (Anm. der Red.: Kleists "Prinz von Homburg"), und wahrscheinlich auch drehen. Mal schauen." An Angeboten herrscht kein Mangel. "Aber bei Kinofilmen muss man immer abwarten, ob die Finanzierung auch gesichert ist."
Für August Diehl und Julia Malik wird die kleine Clubtour praktisch zum Familienurlaub. Die zweijährige Tochter ist immer mit dabei. In der Band spielt das Paar auch nicht die Hauptrolle.
"Demokratie ist wie immer Gift für die Kunst. Es gibt einen Frontmann, der die Band gegründet hat. Trotzdem gibt es natürlich menschlich keine Hierarchien zwischen uns", sagt Diehl. "Was das Organisatorische in der Band betrifft, haben wir keinen Abstimmungszettel, sondern da gibt es Ansagen. Das ist im Theater und Film genauso - und sobald es anders wird, ist es immer schlimm."
Er sieht einige Parallelen zwischen Schauspiel und Musik. Die Magie des Entstehungsprozesses etwa. "Es ist toll, wenn eine Szene oder ein Musikstück funktioniert und zwischen allen entsteht, ohne dass ein Einzelner in den Vordergrund rückt. Das etwas, das durch das Verständnis und Vertrauen unter uns entsteht, in diesem Moment spontan ist. Da haben Musik und Theater viel gemeinsam."
Karten für das Konzert am 17. November im Mergener Hof Trier (Einlass: 20 Uhr) gibt es in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich.
Extra

August Diehl zählt seit über zehn Jahren zu den gefragtesten deutschen Schauspielern. Für seine erste Filmarbeit in "23 - Nichts ist so wie es scheint" erhielt er 1998 den Deutschen Filmpreis als bester Darsteller. Neben vielen Theater-Rollen spielte er unter anderem auch in den Filmen "Was nützt die Liebe in Gedanken" (2004), "Inglourious Basterds" (2009), "Salt" (2010) und "Wer wenn nicht wir" (2011). AF

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