Im Wettlauf mit dem Bagger

Trier · Archäologen unter Druck: Nur drei Altertumsforscher betreuen die Region Trier.

Römervillen, Goldschätze, tonnenweise Artefakte. In kaum einer Gegend Deutschlands sind mehr archäologische Funde zu erwarten als in der Region Trier. Jedes Loch, das gebuddelt wird, droht Unerforschtes zu zerstören. Die Landesarchäologie hat es sich zur Aufgabe gemacht, das zu verhindern. Geht das überhaupt?

"Ich habe hier mit drei Archäologen ein Viertel der Landesfläche zu betreuen", sagt Hans Nortmann, Leiter der landesarchäologischen Außenstelle in Trier. Das funktioniere nur, wenn man einiges vernachlässige. Mehrere Hundert Bauanfragen für Häuser, Hallen oder Windräder gehen jährlich über seinen Schreibtisch. Und bei jeder ist zu klären, ob die Arbeiten archäologische Substanz gefährden. Ist dies der Fall, steigen die Archäologen zu. "Wir können drei größere Grabungen gleichzeitig betreuen. Mehr geht nicht", sagt Nortmann.

So werden Grabungsergebnisse nicht immer optimal dokumentiert, weil schon die nächste Baustelle wartet. "Die Kollegen stehen mit dem Bagger im Rücken unter enormem Druck. Sie machen das Beste, was möglich ist", sagt Torsten Mattern, Professor für Klassische Archäologie an der Uni Trier.

Nortmann würde sich eine bessere personelle Ausstattung wünschen. Zwar werde man kein Bundesland finden, wo die Archäologen begeistert seien über ihre Ressourcen. "Aber in Rheinland-Pfalz ist der Mangel schon fast strukturell angelegt", sagt der Landesbedienstete. In Mainz bewertet man dies als subjektive Einschätzung - belastbare Vergleiche mit anderen Ländern gebe es nicht. Das Kulturministerium verweist darauf, dass sich die finanzielle Situation 2008 deutlich verbessert habe. Investoren sind bei Projekten von über 500.000 Euro seitdem verpflichtet, archäologischen Aufwand mit bis zu einem Prozent der Baukosten zu entschädigen. Mit dem Geld können zusätzliche Kräfte eingestellt werden. Nortmann zufolge reicht das aber oft nicht aus.

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