Mattes Spiegelbild seiner selbst

Es ist ja auch nicht einfach. Die Erwartungen, die Fans des Romanautors Walter Moers an sein jüngstes Werk "Das Labyrinth der träumenden Bücher" haben, sind groß.

Leider werden sie nicht erfüllt. Wer mit Moers nichts weiter als Comics wie "Das Kleine Arschloch" verbindet, kennt nur die eine Seite des Künstlers. In seinen Romanen, allen voran "Rumo" und "Die Stadt der träumenden Bücher" entpuppt sich Moers als kreativer, epischer Erzähler mit viel Witz, dem es ein Leichtes ist, seinen Leser auf den fiktiven Kontinent Zamonien zu entführen, auf dem wunderliche Kreaturen wie Buntbären und Lindwürmer leben. Einer dieser Lindwürmer ist Hildegunst von Mythenmetz, Moers\' Alter Ego, ein Autor, der in "Die Stadt der träumenden Bücher" und in "Das Labyrinth der träumenden Bücher" seine eigene Geschichte schreibt. In beiden Fällen führt das Schicksal den altklugen und etwas hochnäsigen Drachen nach Buchhaim, eine Stadt, in der sich alles um das gedruckte Wort dreht. Soweit unterscheidet sich "Das Labyrinth der träumenden Bücher" nicht von seinem Vorgänger. Doch was die Handlung des Romans anbelangt, bleibt Moers weit hinter seinen anderen Werken zurück. Die Abenteuer von Hildegunst von Mythenmetz hätten locker auf 100 Seiten gepasst. Moers walzt sie auf quälende 400 aus. Besonders irritierend ist der Schluss: In einem Nachwort erklärt der Autor, dass die wahre Geschichte in einem zweiten Band folgt. Es wäre sonst zu viel geworden, außerdem habe das Abgabedatum gedroht. Wenn das ein Witz sein soll, dann ist es ein schlechter. Gleichermaßen enttäuschend sind die Beschreibungen der Orte auf dem zamonischen Kontinent. Wo Moers für gewöhnlich mit abgedrehten Ideen und feinsinnigem Humor glänzt, wirkt er diesmal eher wie ein mattes Spiegelbild seiner selbst. Sarah-Lena Gombert Walter Moers: Das Labyrinth der träumenden Bücher, Albrecht Knaus Verlag, 2011, 432 Seiten, 24,99 Euro Ab heute finden Sie jeden Dienstag eine Literaturkolumne auf den Kulturseiten des Trierischen Volksfreunds. Im Wechsel besprechen wir dort vor kurzem erschienene Bücher und Hörbücher und stellen Ihnen die Lieblingsliteratur der Redaktion vor. Der TV wünscht viel Spaß beim (Nach-)Lesen und Hören!

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