Mensch... Oskar Lafontaine!

Glückwunsch zum 65. und alles Gute für den Ruhestand. Wie, Sie wollen noch nicht? Vor kurzem habe ich eine Rede von Ihnen gehört, in der Sie die Verlegung des Rentenalters auf 67 als "zutiefst unsozial" gebrandmarkt haben.

Dann gehen Sie doch mit gutem Beispiel voran!

Aber mit dem guten Beispiel hatten Sie's ja noch nie. Am Rednerpult über Solidarität quasseln und hinter den Kulissen mal eben den Scharping skalpieren. Über die Hyänen der Boulevardpresse schimpfen und sich dann bei "Bild" als Kolumnist verdingen. Reiche Erben enteignen, aber selbst in einer repräsentativen Villa residieren. Dabei müssten Sie als alter Edel-Linker doch Heinrich Heines "Wintermärchen" kennen: "Sie tranken heimlich Wein und predigten öffentlich Wasser".

Nun predigen Sie zugegebenermaßen eher "Wein für alle". Das zieht einfach besser, auch wenn keiner weiß, wo der Segen eigentlich herkommen soll. Manchmal denke ich, Ihr liberaler Umgang mit der Wahrheit rührt einfach aus einem persönlichen Trauma her. Einst, als Sie Kanzler werden wollten, waren Sie der einzige, der die Wahrheit sagte: Dass die deutsche Einheit beide Seiten schweineteuer zu stehen kommen würde. Die anderen haben sich blühende Landschaften zusammengelogen, dass sich die Balken bogen, und Sie wurden für Ihre Ehrlichkeit mit einer satten Niederlage bestraft. Da kann man schon zum Rabulisten werden.

Nun hat der olle Helmut Schmidt Sie glatt mit Hitler verglichen. Der sei schließlich auch ein guter Demagoge gewesen. Ich dachte schon, dem Alt-Kanzler hätte das viele Qualmen das Hirn vernebelt. Aber dann fiel mir ein: Es ist umgekehrt. Der Mann hat ein Gedächtnis wie ein Elefant, und sich daran erinnert, dass Sie seine Sekundärtugenden mal mit denen eines KZ-Wächters verglichen haben.

Auge um Auge, Zahn um Zahn: Sie werden's den Sozis auch wieder zurückzahlen. Am liebsten wahrscheinlich als Ministerpräsident im Saarland.

Dieter Lintz

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