Mord(s)-Geschichten

Niederkassel/Buchet. Vom Dieselmotor-Verkäufer zum Erfolgsautor: Edgar Noske, Jahrgang 1957, gibt seinen elften Krimi heraus und startet damit eine Eifel-Serie. Morgen, 24. Oktober, liest er in Buchet bei Prüm aus seinem neuesten Werk "Die Eifel ist kälter als der Tod".

Wenn Edgar Noske die Eingangstür seiner Doppelhaushälfte in Niederkassel öffnet, offenbaren sich dem Besucher an diesem Herbstnachmittag gleich mehrere Eindrücke: Der Mann kocht vorzüglich, wie die Geruchsschwaden einer in der Küche brutzelnden Dorade in Speckstreifen und Weinblättern beweisen. Und sein Essen schmeckt ihm ganz augenscheinlich. 150 Kilo bringt Noske - verteilt auf einer Größe von knapp zwei Metern - auf die Waage. Der erfolgreiche Krimiautor ist überhaupt ein Mann der großen Zahlen. Neben kleineren Werken und vielen Kurzgeschichten hat er bereits 200 000 Exemplare seiner zehn Krimis verkauft - der elfte ist pünktlich zur Frankfurter Buchmesse gerade erschienen. Geschrieben in einem Arbeitszimmer, in dem 450 Halbliter-Bierbüchsen eine Tasmanienkarte umrahmen. Wie kommt ein gelernter Industriekaufmann, der als Verkäufer von Traktoren und Flutlichtmasten, Hilfskrankenpfleger, Taxifahrer und zuletzt als Inhaber eines Geschäftes für Maßhemden und Krawatten arbeitete, zum Schreiben? "Ganz einfach", schmunzelt Noske. "Ich habe 500 Krimis gelesen und dachte dann: Das kann ich auch." Mit "Nacht über Nippes" landete Noske 1994 beim Kölner Emons-Verlag den ersten Coup. Und das unter erschwerten Bedingungen. "Mein Sohn, damals gerade ein Jahr alt, fing immer an zu brüllen, sobald ich mich der Tastatur näherte", erinnert sich Noske. Geschrieben wurde daher nächtens und am Wochenende. Nach weiteren Krimis, die im Bergischen Land und in der Eifel spielen, brachte der 46-Jährige eine Mittelalter-Trilogie heraus. Davon besonders erfolgreich "Der Fall Hildegard von Bingen" - die stolze Zahl von 70 000 verkauften Exemplaren spricht für sich. Inspirieren lässt sich Noske durch das Fernsehen, Filme, alltägliche Informationen und - im Falle des neuesten Buches - auch mal durch den Trierischen Volksfreund . Akribisch hat sich Noske bisweilen auf seine Bücher vorbereitet. Um sich etwa in das Mittelalter zu versetzen, trug Noske für seinen Krimi eine Woche lang konsequent eine Mönchskutte. "Dann bat unser Sohn, zukünftig lieber von meiner Frau im Kindergarten abgeholt zu werden." Seither kommt die Kutte nur noch bei Lesungen zum Einsatz. Recherche vor Ort ist unumgänglich, betont Noske. Daher treibt sich der Mann immer wieder in der Eifel umher. Der Grund: Mit dem jüngst erschienenen Krimi "Die Eifel ist kälter als der Tod" startet Noske eine Eifel-Serie. "Ich liebe die Eifel. Die Leute sind zwar zurückhaltend, aber verlässlich." Die fiktive "Soko Eifel" mit Sitz in Dorsel ermittelt im Fall einer ermordeten Nymphomanin. Anders als in seinen früheren Büchern lässt es der Autor in seinem neuesten stärker menscheln. Noske wäre aber nicht Noske, wenn er nicht auch in seinem aktuellen Werk komisch-pikante Ideen einbauen würde. Wie die Brotkrümel in der Wunde eines Verblichenen. Oder den Lizenz-Spieler von Eintracht Trier, den er zur Zeit der Sitzschalen-Erneuerung im Moselstadion in den Mordfall verwickelt. Oder eine Gerichtsmedizinerin, die unter dem hiesigen Sprach-Phänomen leidet, dass weiche "b" nur als hartes "p" aussprechen zu können. Der ermittelnde Kriminalbeamte Roger Lemberg ähnelt in einigen Punkten Noskes eigener Lebenswirklichkeit. Einen Hang zum Laster haben sowohl Lemberg als auch Noske, der leidenschaftlich Zigarren raucht und Rotwein liebt. Wie auch an diesem Abend, als sich Noske ein Glas italienischen Barolo zu der Dorade genehmigt. Schließlich muss Fisch schwimmen. Kulinarische Lesung am Freitag, 24. Oktober, um 20 Uhr im Gemeindehaus Buchet. Der Eintritt ist frei. Infos: www.eifel-literaturfestival.de. Der Krimi ist im Emons-Verlag erschienen, (250 Seiten, neun Euro)

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