Premiere: Theaterstück über Fukushima

Köln · Das Kölner Schauspiel, zuletzt zweimal in Folge "Theater des Jahres", bleibt sich treu: Wieder bringt es ein Elfriede-Jelinek-Stück unter der Regie von Karin Beier (45), und wieder müssen die Schauspieler am Ende zum Verbeugen mit Gummistiefeln auf die Bühne. In der letzten Spielzeit watete das Ensemble durchs Wasser, diesmal durch rutschigen Schlamm - die Szenerie: Japan nach der Atomkatastrophe.

Fukushima ist nun wirklich ein Thema, von dem man erwarten konnte, dass Jelinek es aufgreifen würde. Ihre große Stärke ist das Sezieren der Sprache, sie zerlegt verhüllende oder achtlos verwendete Formulierungen, und dafür bietet sich der Reaktor-Wortschatz geradezu an. Die Nobelpreisträgerin spottet über "Elemente, mit denen wir für die Kunst brennen, kurz Brennelemente". "Du solltest mal an deiner Ausstrahlung arbeiten", sagt jemand. Und: "Wir fischen im Trüben, nein, im Trübsinn." Die Grenze zum Kalauer ist - wie immer bei Jelinek - fließend. Beier - versteht es, eine Atmosphäre völliger Trostlosigkeit und Beklemmung zu schaffen. Insgesamt kann "Kein Licht" aber nicht überzeugen. Es ist ein Schwall von Texten, die meist in keinem erkennbaren Zusammenhang stehen. Schon klar, dass man von Jelinek kein Drama mit einem richtigen Anfang und Ende erwarten darf, schon gar nicht angesichts einer Katastrophe, deren Dimensionen sich gar nicht in Worte fassen lassen.
Christoph Driessen/dpa

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