Bundeswehr-Umzug kostet viele Millionen (mehr)

Im April 2007 verkündete Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung das Aus für den Bundeswehrstandort Traben-Trarbach. Das Amt für Geoinformationswesen werde bis 2011 nach Euskirchen verlegt. Hauptargument damals: Ein Umzug nach Euskirchen sei die günstigere Alternative. Doch dort wird immer noch nicht gebaut, und die Kosten schnellen in die Höhe.

 Bis 2011 soll das Amt für Geoinformationswesen Traben-Trarbach zugunsten des Standorts Euskirchen aufgegeben werden. Doch der Umzug wird um ein Vielfaches teurer als geplant. TV-Foto: Winfried Simon

Bis 2011 soll das Amt für Geoinformationswesen Traben-Trarbach zugunsten des Standorts Euskirchen aufgegeben werden. Doch der Umzug wird um ein Vielfaches teurer als geplant. TV-Foto: Winfried Simon

Traben-Trarbach. Es gab Proteste, Beschwerdebriefe und Resolutionen. Doch alles half nichts: Im April 2007 entschied Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung, dass das Amt für Geoinformationswesen auf dem Mont Royal mit seinen 250 Beschäftigten bis zum Jahr 2011 geschlossen wird. Inzwischen sind mehr als zwei Jahre vergangen. Die Zahl der zivilen Mitarbeiter und Soldaten ist auf 202 geschrumpft. Einige wechselten freiwillig zu anderen Bundeswehrstandorten, einige Soldaten konnten mit 54 Jahren in den Ruhestand gehen. Nach Euskirchen wurde bislang noch niemand versetzt.

Die Schließung wurde seinerzeit vor allem mit wirtschaftlichen Erwägungen begründet. Die Annahme damals: In Euskirchen müssten nur fünf Millionen Euro investiert werden, während ein Umzug nach Traben-Trarbach das Vielfache kosten würde. Doch bereits im November 2007 gingen die Planungen für die benötigten Neu- und Umbauten am Standort Euskirchen von 15,2 Millionen Euro aus. Inzwischen sollen es gar 20 Millionen Euro sein, die der Bund dort investieren muss, um alle Leute unterzubringen und um die Technik dorthin zu verlegen. Das sagte auf TV-Anfrage der Trierer SPD-Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Karl Diller. Diller will nun einen Beschwerdebrief an Verteidigungsminister Jung schreiben, und von Fachleuten aus dem Finanzministerium prüfen lassen, ob der Umzug von Traben-Trarbach nach Euskirchen tatsächlich die wirtschaftlichere Alternative ist. In Kürze, so Diller, werde es daher Gespräche zwischen Beamten des Finanz- und Verteidigungsministeriums geben. Diller: "Ich hatte seinerzeit Alternativen dargelegt, wonach man an beiden Standorten festhalten könne."

Die Bundeswehr bleibt unterdessen bei ihrer Planung. Pressesprecher Major Jürgen Fischer gegenüber dem TV: "An der Sachlage hat sich nichts geändert." Fischer geht nach wie vor davon aus, dass bis Ende 2011 der Umzug von Traben-Trarbach nach Euskirchen erfolgt. Für die Beschäftigten werde dies "sozial verträglich" geschehen, die Bundeswehr werde bei der Suche nach Wohnungen behilflich sein. Die 16 Hektar große Liegenschaft mit mehreren Bürogebäuden und einem unterirdischen Bunker auf dem Mont Royal werde dann von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zum Kauf angeboten.

Die Beschäftigten des Traben-Trarbacher Amtes gehen nach wie vor davon aus, dass sie bis 2011 nach Euskirchen gehen müssen. Deren Personalratsvorsitzender Thomas Korthals sagt aber auch: "Wenn die Bundeswehr baut, dauert das sehr lange. Darauf hoffen die Kollegen." Korthals rechnet sogar mit Baukosten in Euskirchen in Höhe von 30 Millionen Euro. Inzwischen, so Korthals, sei bereits von drei Neubauten in Euskirchen die Rede. Extra Das Amt für Geoinformationswesen ist ein Spezialdienst der Bundeswehr. Beschäftigt sind dort unter anderem Meteorologen, Geologen, Biologen und Geophysiker. Sie beraten die Streitkräfte in Form von Studien und Gutachten und erstellen ferner Wettervorhersagen. Diese sind wichtig für die Flugsicherheit, die Befahrbarkeit von Startbahnen, Straßen und Gelände und für die umweltverträgliche Nutzung von Übungsplätzen.

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