Im Team stark: Camp Canis „Muss ich da auf dem Po runter!?“: Hunde-Hindernisrennen durch Wald und Matsch bei Camp Canis in Horath (Fotos)

Horath · 500 Menschen und Hunde sind am Wochenende durch den Wald bei Horath gewetzt. Als Team mussten sie Aufgaben lösen und Hindernisse überwinden. Wer aufeinander hört und sich vertraut, hat auch den längsten Parcours von 15 Kilometern bezwungen.

Fotos: Hunde-Hindernisrennen durch Wald und Matsch bei Camp Canis in Horath
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Foto: TV/Anna Hartnack

Alle drei Minuten schrillt die Pfeife und dann geht es los. Endlich. Auf dem Sportplatz in Horath sind Menschen und Hunde in ausgelassener Stimmung, laute Musik kommt aus den Lautsprechern und überall feuern Menschen einander an, klatschen, rufen und ermutigen. Kurz vor den Startfahnen zum Beginn des Hindernisparcours setzt dann Konzentration ein: Die Teams aus Mensch und Hund wollen los. Kaum ertönt das Signal, saust das Gespann zum Start. Dann geht es erst einmal bis zu den Waden ins Wasser. Wer nicht aufpasst, liegt ganz drin. Die Hunde werden von ihren Menschen über einem Brett durch den Teich geschoben. Wer das erste Hindernis geschafft hat, gibt jetzt richtig Gas und rennt gen Wald. Die meisten Teilnehmer ahnen nicht, dass dort schon wieder ein Wasserhindernis auf sie wartet: Die steile Wasserrutsche endet in einer großen Matschpfütze. “Muss ich da auf dem Po runter?”, ruft eine Teilnehmerin von ganz oben. Sie muss. Die Hunde freuen sich. Auch, wenn sie Herrchen und Frauchen mal mitziehen müssen. Die meisten Zweibeiner landen mit Karacho im Matsch. Ist aber egal.

Cross Country mit dem Hund

Kurz nach Ende der Wasserrutsche trennen sich die Wege der Teilnehmer, je nachdem, ob sie fünf, zehn, oder 15 Kilometer beim Cross Country Lauf mit Hund überwinden.

Für Nicole Stumpfs Lauf-Team standen 15 Kilometer und 30 Hindernisse auf dem Programm. Stumpf ist mit ihrem Hund Otto gelaufen. Für die Hundetrainerin aus dem Saarland eine anstrengende Herausforderung, aber nicht neu. Auch für ihre Hunde nicht. Stumpf ist tiermedizinische Fachangestellte und Hundetrainerin. Unter anderem ist sie spezialisiert auf CaniCross – Cross Country Laufen mit Hund. Außerdem ist sie Zughundetrainerin. Sie hilft aber auch Menschen, die ihre Kommunikation mit ihrem Hund verbessern oder etwas neues mit ihrem Hund erleben möchten. Vor allem aber ist sie leidenschaftliche Hundehalterin. Mit ihrem Mann gemeinsam halten sie vier Hunde: Lena, Mary, Otto und Amy. “Ich bin drei Stunden täglich mit meinen Hunden aktiv”, sagt Stumpf.

Spezielle Ausrüstung für Mensch und Hund

Das Besondere am Camp Canis Hindernislauf: Es wird nicht auf Zeit gelaufen. “Hier können alle mitmachen, die Spaß an Bewegung mit ihrem Hund haben”, sagt Organisatorin und Camp Canis-Inhaberin Melanie Knies. Hier muss keiner als Fitness- oder Hundetrainer ausgebildet sein. Aber spezielle Ausrüstung ist schon nötig. Weil die Herrchen und Frauchen die Hände beim Laufen frei haben müssen – ab und zu geht es über einen Baumstamm, durchs Wasser oder über eine Seilbahn – brauchen sie einen speziellen Gurt, an dem die Leine angebracht ist, und der Hund trägt ein Zuggeschirr. In der Leine ist auch ein Ruckdämpfer. Mitlaufen darf nicht nur jedes Fitnesslevel, sondern auch jedes Alter. Kinder und Jugendliche sind mit von der Partie und laufen im Team. Hunderasse: egal. Größe auch. “Vom Wolfshund bis zum Chihuahua sind alle dabei”, sagt Melanie Knies. “Es kommt wirklich nur aufs Team Mensch und Hund an, und wie gut die beiden aufeinander hören.” Das bedeutet aber auch, dass die Menschen miteinander kommunizieren müssen und Probleme lösen müssen. Wer hält den Hund, während einer eine Kletterwand erklimmt? Wie kommt der nächste drüber? Auch auf die speziellen Fähigkeiten der Vierbeiner müssen sich die Menschen verlassen: Es gibt Hindernisse, wo Hunde Geruchsspuren finden müssen, um weiter zu kommen. Pro Team dürfen höchstens sechs Hunde und neun Menschen im Team sein. Jedes Team darf sich seinen Namen geben, die meisten treten in Team T-Shirts an.

Im Team aufeinander vertrauen

Viele Gespanne haben sich auf den Parcours vorbereitet und trainiert. Aber nicht alle. “Wir haben gar nicht trainiert”, gesteht Martina. Sie tritt mit ihrem Border Collie Coke an. “Das ist alles Vertrauenssache. Wenn einem der Hund vertraut, geht das alles.” Sie weiß wovon sie spricht, denn sie und ihre Freundin Claudia sind seit 18 Jahren beim Camp Canis dabei. Begleitet wird Claudia von ihrem Malinois Frau Antje. Das Camp Canis gefällt ihnen, weil es um mehr als um Gehorchen geht. “Wir wollten nicht mehr den traditionellen Hundesport machen”, sagt sie. “Hier kommt es nicht auf Kommandos an, sondern darauf, wie Mensch und der Hund als Team funktionieren und gemeinsam Aufgaben lösen können.” Auch Nicole Stumpf sagt: „Mensch und Hund müssen aufeinander achten, und auch mal warten. Es ist wichtig, dass Hunde Impulskontrolle lernen – genau wie Menschen.“

Wer seinen Camp Canis Parcours geschafft hat, egal wie schnell, endet im Trockenen. Eingesaut, mit matschigen Klamotten und nassem Fell, aber fertig: Zum Schluss geht es über einen Haufen Heuballen ins Ziel. Dort wartet eine Erfrischung auf Vier- und Zweibeiner. Und Erholung.

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