Die Region hat eine neue Brauerei Das kühle Blonde aus dem Pleiner Schloss

Plein · Im Waldschlösschen wird neuerdings eigenes Bier gebraut. In den Verkauf möchte Braumeister Ernst Haferstroh vorerst nicht gehen. Er macht aber Hoffnung – und plant weitere Sorten.

 Ein bisschen verwunschen, in idyllischer Lage steht das Pleiner Waldschlösschen. Auch im Inneren geht es traditionell zu, sowohl was das selbstgebraute Bier als auch das Essen angeht. Das gibt es bislang exklusiv dort.

Ein bisschen verwunschen, in idyllischer Lage steht das Pleiner Waldschlösschen. Auch im Inneren geht es traditionell zu, sowohl was das selbstgebraute Bier als auch das Essen angeht. Das gibt es bislang exklusiv dort.

Foto: TV/Ernst Haferstroh

„Aber wundern Sie sich nicht“, sagt Ernst Haferstroh, als er in die Braustube führt, „wir brauen sozusagen im Kochtopf.“ Naja, ganz so klein ist die Brauerei dann doch nicht, denn auf dem Kochtopf steht „120 Liter“. Dennoch ist klein genau der richtige Ausdruck für das, was Haferstroh und seine Mitstreiter in Plein angefangen haben.

Und klein muss ja nicht schlecht sein, was sich wenig später bewahrheitet. Denn – so viel Meinung darf sein – das Bier schmeckt wirklich gut. Schnörkellos kommen die Flaschen daher. Ohne Etikett, braun, mit den vor allem durch Flensburger Pils bekannten „Plopp-Deckeln“. Nur ein kleines Namensschildchen lässt erkennen, welche Sorte sich in der Flasche befindet. Es gibt „Pleizen“ und Pils. Das reicht – zumindest nach jetzigem Stand.

Denn Ernst Haferstroh experimentiert gerne. „Momentan probiere ich mich an einem dunklen Weizen“, sagt der 40-Jährige. Das was er über das Bierbrauen weiß, hat er sich selbst beigebracht. Hauptberuflich ist er IT-Fachmann, das Brauen war zunächst nur ein Hobby. Das Bier schmeckte und weckte Begehrlichkeiten: „Meine Bekannten haben schon immer gedrängelt und gefragt, wann es wieder neues Bier gibt, wenn es leer war.“

 Das Team des Pleiner Waldschlösschens: Koch David Koonce, Jäger Hartmut Linden, Restaurantchef Lars Amerkamp, Miteigentümer Wolfgang Schmitz-Rohde und Braumeister Ernst Haferstroh (von links).

Das Team des Pleiner Waldschlösschens: Koch David Koonce, Jäger Hartmut Linden, Restaurantchef Lars Amerkamp, Miteigentümer Wolfgang Schmitz-Rohde und Braumeister Ernst Haferstroh (von links).

Foto: TV/Christian Moeris

Die Lösung klingt überraschend. „Kaufen wir doch ein Schloss“, denken sich Haferstroh und sein Bekannter Wolfgang Schmitz-Rohde, ein Anwalt aus Köln. Nun ja, zumindest ein Schlösschen, denn dieses war in Plein zu verkaufen nachdem die Vorbesitzer den Gastronomiebetrieb aus Altersgründen aufgegeben hatten. Haferstroh und Schmitz-Rohde eröffnen so im vergangenen August das neue Pleiner Waldschlösschen.

Seitdem braut Haferstroh in der Küche. 100 Liter pro Woche produziert er. Aus gutem Grund: „Ich braue momentan nach Bedarf. Die 100 Liter verzapfe ich auch am Wochenende.“ Dabei soll es allerdings nicht bleiben denn der 40-Jährige hat durchaus Expansionspläne: „Man könnte noch einen zusätzlichen Braukessel anschaffen“, sagt er.

 Die Flaschen des Bieres kommen traditionell und schlicht daher.

Die Flaschen des Bieres kommen traditionell und schlicht daher.

Foto: TV/Christian Moeris

Gerade im Sommer könnte das notwendig werden, weil das Schlösschen direkt am Maare-Mosel-Radweg liegt und dementsprechend viele Touristen anzieht. Haferstroh ist ein konservativer Braumeister. „Ich benutze keine fertigen Braukits“, erklärt er. Bei ihm werde noch nach der alten Schule gebraut. Sein Wissen teilt er auch mit den Gästen, er verteilt eine „Kleine Braukunde“, in der er die wichtigsten Begriffe rund um die Bierherstellung kurz erklärt. Konservativ will er auch seine Sorten halten.

Seine Anfänge startete der gebürtige Kölner stilecht mit einem Kölsch. „Aber das hier ist halt eine Pilsregion“, schmunzelt er. Seine Liebe zum Kölsch werde sich aber sicherlich auch früher oder später im Waldschlösschen wiederfinden. „Ich habe ein fertiges Rezept“, kündigt er an. Bis er ein solches hat, dauert es normalerweise. „Beim Pleizen habe ich fünf bis sechs Anläufe gebraucht“, sagt er. Ein halbes bis dreiviertel Jahr habe der Perfektionist herumprobiert.

Haferstroh nutzt den Standortfaktor, denn, wie er erklärt, sei das Wasser in Plein extrem gut. Das spare ihm durch die Aufbereitung einen Arbeitsschritt – und damit natürlich Kosten. Der Faktor Heimat spiegelt sich in der Küche wieder. Denn wo getrunken wird, da muss auch der Hunger gestillt werden.

Auf der Karte findet sich eine typische Brauhausküche. „Das Menü soll die Region widerspiegeln“, sagt Wolfgang Schmitz-Rohde. Sein Gastronomiechef Lars Amerkamp betont, dass in der Küche nur Produkte aus Deutschland benutzt werden. Ergänzt werden Gerichte wie Rumpsteak und Brauhausschnitzel durch eine wöchentlich wechselnde Aktionskarte, auf der auch ausgefallenere Rezepte ihren Platz finden. Aber auch dabei finden sich regionale Produkte wie die Himmeroder Forelle wieder.

Das Fleisch beziehen die Neu-Gastronomen von Jäger Hartmut Linden, der ein Geheimnis für besonders gutes Fleisch lüftet: „Ich gehe nicht zur Treibjagd“, sagt er, „das macht das Fleisch zarter, weil die Tiere nicht gestresst sind. Zurück zum Bier. Damit will Ernst Haferstroh erstmal nicht in den Verkauf gehen. Den Gerstensaft gibt es bislang nur im Wald­schlösschen. „Im Handel muss ich mich einem Pfandsystem anschließen. Das möchte ich nicht.“ Ausschließen möchte er es jedoch nicht: „Vielleicht ist das in ferner Zukunft vorstellbar.“

Zumindest einen kleinen Handel wird es bald dann doch geben. Auf dem Wittlicher Genussmarkt werden die Gastronomen neben dem Pleiner Bier auch Produkte wie Brot, Kartoffelsuppe, Wild und eigens geräucherten Schinken verkaufen. Wenn das Bier da zum Verkaufsschlager wird, dann sollte der Bierbrau-Kochtopf schon bald ausgedient haben.

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