Der Turm der Verwaltung soll leuchten

Bernkastel-Kues · Kunst am Bau ist Pflicht, wenn eine Kommune Zuschüsse für Bauprojekte haben will. Die VG-Verwaltung Bernkastel-Kues wird derzeit saniert, der Turm soll hinterher in besonderem Licht erstrahlen. Daran und am Einsatz von Steuergeldern entzündet sich Kritik.

 Das historische Gebäude der Verbandsgemeindeverwaltung Bernkastel-Kues ist eingerüstet. Gut zu erkennen ist der Turm, der zukünftig beleuchtet werden soll. Foto/TV-Archiv: Hans-Peter Linz

Das historische Gebäude der Verbandsgemeindeverwaltung Bernkastel-Kues ist eingerüstet. Gut zu erkennen ist der Turm, der zukünftig beleuchtet werden soll. Foto/TV-Archiv: Hans-Peter Linz

Foto: (m_mo )

Bernkastel-Kues. Ist es Kunst, wenn, so geschehen 1982, Joseph Beuys fünf Kilo Butter an die Wand klatscht und das "Gemälde" Fettecke nennt? Ist es Kunst, wenn, so geschehen 1995, Christo und Jeanne-Claude den Berliner Reichstag verhüllen? Sicher ist: Die Menschen reden drüber und strömen herbei. Wie das wird, wenn der Turm des Gebäudes der Verbandsgemeinde-Verwaltung Bernkastel-Kues beleuchtet ist? Die Leute reden jetzt schon darüber. Zum Beispiel in Leserbriefen, in denen von einer Verschwendung von Steuergeldern beziehungsweise von aufdringlichem Farbenglanz gesprochen wird.
Der Hintergrund: Wie berichtet wird der mehr als 100 Jahre alte Gebäudetrakt derzeit für 4, 5 Millionen Euro saniert und in Teilen auch etwas umgebaut. Das Land beteiligt sich mit 70 Prozent an dem Projekt. Und immer dann, wenn das Land solche Arbeiten bezuschusst, müssen "Ausgaben für die künstlerische Ausgestaltung vorgesehen werden". So steht es in einer Verwaltungsvorschrift des rheinland-pfälzischen Finanzministeriums, die 2004 in Kraft trat.
Verordnungen über die Kunst am Bau gab es aber auch schon vorher. Ministeriumssprecher Horst Wenner: "Die gehen bis auf die Weimarer Republik zurück." Also auf die Zeit zwischen 1918 und 1933, in der erstmals eine parlamentarische Demokratie in Deutschland bestand. Sinn der Verordnung war es, freischaffenden Künstlern zu helfen. Das bestätigt auch Landeskonservatorin Roswitha Kaiser (Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz). Dieser Grundgedanke bestehe auch heute noch.
"Ohne die Verordnung würden wir wahrscheinlich nichts machen", erläutert Leo Wächter, hauptamtlicher Beigeordneter der VG. Die VG sei aber auch nur ein kleines Rädchen in dem Prozess. In der Jury, die über die drei Vorschläge entschieden habe, hätten sieben Personen gesessen, darunter Bürgermeister Ulf Hangert als einziger Vertreter der VG. Ansonsten dabei: Architekt, Fachplaner, sowie Vertreter des Bundesverbands Bildender Künstler, des Berufsverbandes der Kunsthandwerker, des Denkmalschutzes und ein Kunsterzieher des Bernkastel-Kueser Gymnasiums. Das Votum sei einstimmig gefallen, berichtet Wächter.
Der Vorschlag, einen Teil des Gebäudes anzustrahlen, sei von der VG gekommen. "Dahinter steckt die Idee, das denkmalgeschützte Gebäude besser zu inszenieren", sagt Leo Wächter. Eine dauerhafte grelle Beleuchtung in der Nacht sei aber nicht zu erwarten. Es gebe einen sandfarbenen, beigen Grundton. Auch eine rötliche Variante für den Advent sei möglich. Ein Spektrum mit mehreren auffällig bunten Farben werde die Ausnahme sein.
Wächter hebt hervor, dass auch der Vertreter des Denkmalschutzes keine Bedenken hat. Dabei gelten dessen Vertreter als eher streng, wenn um den Schutz alter Bausubstanz geht.
Die Verbandsgemeinde wird genau die Mindestsumme für die Kunst am Bau investieren. In der Verwaltungsvorschrift des Finanzministeriums heißt es: Bei Baukosten von mehr als 2, 5 Millionen Euro müssen mindestens 40 000 Euro für Kunst ausgegeben werden. Der Höchstbetrag liegt bei 250 000 Euro.Extra

Der Turm der Verwaltung soll leuchten
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 Das Foto rechts zeigt die Grundfarbe bei einer Beleuchtung. Links die Version Adventsleuchten.

Das Foto rechts zeigt die Grundfarbe bei einer Beleuchtung. Links die Version Adventsleuchten.

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Zur Thematik heißt es auf der Internetseite des Finanzministeriums: Kunst am Bau - Kunst und Bau? Der Name ist Programm. Kunst am Bau gibt eine Position vor: Erst der Bau dann die Kunst. Ob daneben, daran oder innnendrin. Kunst ist ein Hinzugefügtes. Kunst und Bau ist ein Dialog unter Gleichen. Das ist das Ziel! cb

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