Geschichte Die Moselschiffer und der Wein

Traben-Trarbach · In Traben-Trarbach kann in einer Ausstellung das Modell eines seltenen Flussfahrzeugs besichtigt werden.

 Frachtkähne, beladen mit Weinfässern, vor der Kellerei Julius Kayser in Trarbach.

Frachtkähne, beladen mit Weinfässern, vor der Kellerei Julius Kayser in Trarbach.

Foto: TV/Ewald Hannesen

Die Mosel — seit den Römern ist der Fluss ein bedeutender Transportweg zum Rhein und nach Lothringen. Bis zum Bau der Eisenbahnstrecke vor rund 140 Jahren wurde auch der Wein vorwiegend mit Schiffen transportiert. Besonders beliebt waren die sogenannten Samoreusen. Von 1600 bis um 1850 waren sie die gängigen Schiffe auf dem Nieder- und Mittelrhein — und an der Mosel. Diese Schiffe waren 25 bis 35 Meter lang und konnten rund 170 Tonnen laden, also etwa 150 Fuderfässer.

Das Modell einer Samoreuse im Maßstab 1:20 ist derzeit in der Ausstellung der Traben-Trarbacher Casino-Gesllschaft zu sehen. Die ehrwürdige Gesellschaft hat vor zwei Jahren in einem Haus in Trarbach, Ecke Moselstraße/Augustastraße, ein kleines Museum eingerichtet, das die Geschichte des Weinhandels in Traben-Trarbach dokumentiert (der TV berichtete).

Das Modelschiff ist eine Leihgabe der Trierer Wirtsleute Elke Firmenich und Paul Wagner, die in Trier-Zurlauben das Gasthaus „Alt Zalawen“ betreiben. Dort steht es seit vielen Jahren. Es stammt aus der Konkursmasse eines Weinhändlers der Mittelmosel.

Karl-Heinz Zimmer aus Oberbillig, gebürtiger Trierer, kennt sich wie kein Zweiter mit der Geschichte der Weinschifffahrt auf der Mosel aus. Er hat auch den Kontakt zur Casino-Gesellschaft hergestellt. Friedhelm Buschbaum aus Senheim hat das Modell renoviert. Es war sozusagen die Leihgebühr, die die Casino-Gesellschaft an die Trierer Gastronomen entrichten musste. Rund 25 Stunden hat Buschbaum das Modell wieder aufpoliert, hat die Messing-Beschläge geputzt, fehlende Beschlagteile wie Flaschenzüge, Umlenkrollen und Masthalterungen wieder angefertigt, das Holz gestrichen und die Beflaggung wieder hergestellt.

Die Moselschifffahrt ist Karl-Heinz Zimmers großes Hobby. Er stammt aus einer alten Trierer Schifferfamilie. Bis zu seiner Pensionierung war der 80-jährige Ingenieur bei der Wasserschifffahrtsverwaltung. Er baute das Hochwassermeldezentrum Trier mit auf und leitete es 20 Jahre.

Dass mit Hilfe Zimmers das Modelschiff die Ausstellung in Traben-Trarbach nun bereichert, freut Ewald Hannesen, einer der drei Direktoren der Casino-Gesellschaft, ganz besonders. Mit einem solchen Schiff, so Hannesen, kamen bereits im 17. Jahrhundert niederländische Weinhändler nach Traben-Trarbach, um dort Wein einzukaufen.

Überhaupt waren es Niederländer, die als erste den Handel vorantrieben. Traben-Trarbach wurde während der Reformation protestantisch und die Glaubensbrüder aus den Niederlanden entschieden sich ganz bewusst für die kleine Stadt an der Mittelmosel. Moselaner wurden Handelsschiffer, zu erwähnen sind die Schifferfamilien Birnfeld aus Kesten, Rendenbach aus Trier, Coblenz aus Bernkastel, Nalbach, Haussmann und Mohr aus Traben-Trarbach, Hain aus Cochem, Nell aus Trier und Böcking aus Trarbach und Koblenz.

1815 wurde das Gebiet um Trarbach nach Preußen eingegliedert und Trarbach wurde Sitz einer Bürgermeisterei. Die Preußen waren ebenfalls protestantisch, was den Traben-Trarbacher Weinhändlern erneut Vorteile verschaffte.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts waren fast alle Transportschiffe aus Holz. Sie hatten Masten und Ladebäume, die gleichzeitig zum Setzen der Segel dienten. Auf dem Niederrhein fuhren die Schiffe zumeist im Wind, auf der Mosel wurden sie flussaufwärts von Pferden gezogen. Mit der Strömung wurden die Schiffe „gestiefelt“, das heißt, sie wurden mit Stakenstangen zu Tal gedrückt.

Die Ausstellung über die Geschichte des Weinhandels in Traben-Trarbach und das Modelboot einer Samoreuse kann samstags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr besichtigt werden.

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