"Hier geht es nur raus, hoch oder runter"

In einem der schmalsten Häuser von Traben-Trarbach wohnt Dita Baldes. Keine vier Meter ist es breit, dafür geht es drei Stockwerke in die Höhe. Auf 75 Quadratmetern hat sich die Trarbacherin ein urgemütliches Zuhause eingerichtet, in dem sich auch Mischlingshund "Fritzi" pudelwohl fühlt.

 Eines der schmalsten Häuser von Traben-Trarbach: Der Eingang befindet sich in der Kirchgasse, vorne schaut Dita Baldes in die Weiher- und die Bachstraße. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Eines der schmalsten Häuser von Traben-Trarbach: Der Eingang befindet sich in der Kirchgasse, vorne schaut Dita Baldes in die Weiher- und die Bachstraße. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Traben-Trarbach. (GKB) Blasslila ist der Anstrich, den das 1890 vermutlich von den Großeltern erbaute Haus vor einigen Jahren erhielt. Fensterfaschen und Stuckornamente sind weiß abgesetzt und bilden einen prächtigen Blickfang.

"Fünf Personen haben hier einmal drin gewohnt", erzählt Dita Baldes, ihr 1904 geborener Vater mit den Eltern und zwei Geschwistern. "Sicherlich hatte nicht jeder Raum einen Ofen", ist sie überzeugt.

Im Erdgeschoss mit einer Tür zur Weiherstraße gab es um 1900 einen Kurzwarenladen, später bis 1981 ein Zigarrengeschäft. Der Eingang zum Wohnhaus befindet sich auf der Rückseite in der Kirchgasse. Ihre Eltern Karl und Hildegard hatten das Haus übernommen, und Dita Baldes wuchs darin auf. 30 Jahre lebte und arbeitete die Moselanerin in Bonn am Rhein, doch dann zog es sie zurück in die Heimat und in ihr Elternhaus.

"Wie konntest du nur da einziehen?", fragten sich im Jahr 2000 zunächst viele ihrer Bekannten. "Aber das ist alles kein Thema", erklärt Baldes entschlossen. "Man muss eine kleine Burg daraus machen und alles sinnvoll einrichten." Und das ist ihr hervorragend gelungen.

"Meine Mutter hat schon immer gesagt, je kleiner die Räume sind, desto heller müssen sie sein". Und so wirkt das Haus von innen tatsächlich viel größer als von außen. Die Handwerker legten kräftig Hand an und versicherten der "Burgherrin", dass es schiefe Wände nicht nur in ihrem alten Gemäuer gibt, sondern durchaus auch in Neubauten.

Blick bis hinauf zur Weinbergslage Taubenhaus



Besonders freut Baldes der Blick in die Bachstraße bis hinauf zur Weinbergslage Taubenhaus, den sie von ihren beiden übereinanderliegenden Wohnzimmern genießt. "Ich habe Luft", sagt sie, "wohne mitten in der Stadt und bin doch ein bisschen weg". Im dritten Stock hat sie ein Studio mit großen Glasfenstern, und dort erfreut sie sich an den herrlichen Aussichten auf die evangelische Kirche und die Grevenburg.

Wie früher haben die Fenster wieder Sprossen und sind so gut isoliert, dass der Verkehrslärm aus der Weiherstraße kaum Chancen hat, in ihr kleines Reich zu dringen. Behende schwingt sich die Hausherrin über die vielen Stufen in ihrem Anwesen und erklärt lachend: "Hier geht es nur raus, hoch oder runter".

Sie freut sich, dass sie als Ur-Trarbacherin viele nette Nachbarn hat. In der Großstadt war alles anonymer, "wenn ich hier morgens beim Bäcker ankomme, habe ich schon zweimal ein Schwätzchen gehalten".

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