Seltene Berufe Bei Wittlicher Senior dreht sich alles um Pumps und Stiefel

Wittlich · Ob fehlender Absatz oder kaputte Riemchen: Der rüstige Wittlicher Karl-Heinz Schröder repariert Schuhe aller Art.

  Karl-Heinz Schröder bei seiner Arbeit: Für jeden Arbeitsgang braucht er eines von seinen Spezialwerkzeugen.

 Karl-Heinz Schröder bei seiner Arbeit: Für jeden Arbeitsgang braucht er eines von seinen Spezialwerkzeugen.

Foto: TV/Bernd Schlimpen

Schuhmacher sind inzwischen rar gesät. Und deshalb hat der 80-jährige Karl-Heinz Schröder Kundschaft nicht nur aus Wittlich, wo er im Bergweiler Weg seine Werkstatt hat, sondern auch aus Daun, Reil oder Schweich. „Ein Kunde kommt nie mehr wieder oder immer wieder“, sagt er mit einem Lächeln.

Der Schuhmachermeister hat 1962 seine Meisterprüfung bestanden. Zuvor hat er den Beruf vom Vater in Altrich gelernt und der wiederum von seinem Vater. Auch sein Sohn und Schwiegersohn sind in dieselben Fußstapfen getreten. In seiner Werkstatt, in der auf etwa zwölf Quadratmetern alle Maschinen und Handwerkzeuge griffbereit liegen, beschäftigt er sich mit Schuhen aller Art, ob sie von der Stange gekauft wurden oder handgemacht sind. Dem Reporter zeigt er einen ausgefallenen Stiefel, der rund 2000 Euro wert ist. Pfleglich geht er mit allen Herren-, Damen-, Kinder- und Spezialschuhen um, die ihm zur Reparatur oder Aufpolierung anvertraut sind. Dann und wann komme es zu einem kurzen Plausch zwischen Meister und Kunde. Hauptthema sei derzeit natürlich Corona. In der Pandemie blieben auch viele Kunden lieber zuhause.

„Das Werkstattarbeitsvolumen ist von 100 Prozent auf höchstens zehn Prozent gefallen“, sagt Schröder. Er klebt hauptsächlich Lederstellen, näht das Material, bringt neue Sohlen an oder befestigt andere Absätze. Neben dem Klebstoff liegen Raspeln, Zangen, Hämmer und Spezialnägel, alles schön geordnet. Mittendrin oder daneben hat er eine kleine Nähmaschine, eine starke Doppelnähmaschine, eine Presse sowie eine Ausputzmaschine stehen. In einem Regalfach an der Wand sind verschiedene Absätze nach Größen geordnet. „Ich versuche das Schuhwerk wieder zu verschönern, aufzumöbeln, wenn es sich lohnt“, erzählt er. Und: „Alles, was aus Leder schadhaft ist, bringt man zu mir. Ich bringe auch Gürtel wieder auf Vordermann oder beschäftige mich mit Lederjacken“, fährt er fort.

Er erinnere sich nicht allzugern an die Ausbildung beim Vater, denn damals habe der Tag manchmal 16 Stunden gehabt. „Damals haben wir aber selbst auch noch neue Schuhe gemacht“, sagt er anschließend. Warum er sich nicht längst aufs Altenteil zurückgezogen hat? „Hier habe ich Abwechslung und kann was Brauchbares leisten. Fernsehtage alleine im Wohnzimmer sind nicht nach meinem Geschmack. Ich werde die Werkstatt besuchen, solange es die Gesundheit erlaubt“, erklärt der Wittlicher weiter. Und er wird Verstärkung bekommen, denn nach Rentenantritt wird ihn sein Schwiegersohn unterstützen, der sich dann um orthopädische Schuhe kümmert.

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