Strenge auf italienische Art

Malberg · Seit Mitte September ist der zweite Garten der Schlossanlage in Malberg nach historischen Bauplänen wiederhergestellt. Die auf Gartenarchitektur spezialisierte Kunsthistorikerin Barbara Mikuda-Hüttel hat die Entwürfe für den Runden Garten gezeichnet. Entstanden ist ein streng geome trisch angelegtes Halbrund aus Rasenflächen mit Buchsbäumen.

Malberg. Hinter dem ersten Torbogen auf dem Weg zum Schloss Malberg beginnt rechter Hand der Eiserne Garten. Wer durch das Tor tritt, das ihm den Namen gab, sieht hinter Buchsbaumeinfassungen gelben Sonnenhut zwischen pinkfarbenen Echinacea leuchten. Lila blühen die Astern neben der fetten Henne in Rosé, eine Etage höher zeigen Rosenbäumchen ihre zart-rosa Blütenpracht. Sind sich die Experten zwar über die ursprüngliche Bepflanzung uneins, ist der streng gegliederte Grundriss unumstritten. 2006 wurde er mit vier Rasenflächen und Mittelrondell mit Sandsteinbrunnen seinem Zustand im frühen 18. Jahrhundert nachempfunden.Die Kunsthistorikerin Barbara Mikuda-Hüttel, auch Mitglied im Vorstand des Fördervereins von Schloss Malberg, träumt davon, wieder alle Gärten herrichten zu lassen. "Das Besondere ist, dass es italienische Terrassengärten waren, die das Schloss umgaben." Eine Rarität in Deutschland und daher von "immensem kulturgeschichtlichem Wert", erläutert sie.TV-Serie Gärten der Region

Als Entstehungsjahr für den Eisernen Garten galt bislang 1713. Doch Mikuda-Hüttel hat neue Erkenntnisse. Sie verweist auf eine Quelle, die für ein früheres Datum spricht: Auf einem Gemälde aus dem frühen 18. Jahrhundert ist der Garten bereits abgebildet, wogegen das Brauhaus noch fehlt. Und dessen Erbauung wird auf das Jahr 1713 datiert.Über das historische Gemälde erfuhr Mikuda-Hüttel noch mehr über die Gärten und bediente sich der Informationen, um den 900 Quadratmeter großen Runden Garten, der auf der Rückseite des Schlosses liegt, zu rekonstruieren. Sein Name geht darauf zurück, dass ihn der sächsische Architekt Christian Kretschmar um 1730 in einem Halbrund erbauen ließ.Außer dem Gemälde verfügte die Kunsthistorikerin über Pläne, die sie im Landeshauptarchiv in Koblenz entdeckt hat. Aus ihnen ergab sich der Grundriss. Als dritte Quelle ließ sie die Pflanzen sprechen, die inzwischen im Garten wuchsen. "Viel Thymian in der Nachfolgevegetation lässt auf Buchsbaum schließen", gibt sie ein Beispiel für die Antworten, die der Bewuchs geben kann. Nach ihren Recherchen fertigte Mikuda-Hüttel einen Entwurf an, nach dem die Landschaftsgärtner der Wittlicher Firma Kaspari von Juli bis Mitte September den Garten anlegten. Das Ergebnis ist ein minimalistischer Garten mit streng geometrischer Aufteilung.Er passt stilistisch zu der schlichten rückwärtigen Fassade, die Architekt Matteo Alberti im Auftrag des Kölner Weihbischofs Johann Werner von Veyder 1708 errichten ließ. Aus dem Gartensaal des Bischofs fällt der Blick auf vier Rasenflächen, die durch Wege getrennt sind. In der Mitte laufen sie in einem Rondell zusammen, auf dem seit 1777 ein Sandsteinbrunnen steht. Nur wenige niedrige, kegelförmige Buchsbäume sitzen auf den Ecken der Rasenflächen. Die geordnete Überschaubarkeit ist typisch für die Zeit. Und sie hat noch einen anderen Grund. Hauptzierde waren zehn Gartenskulpturen des Bildhauers Ferdinand Tietz. Ihre Kopien sollen als schmückende Elemente wieder auf die umlaufende Gartenmauer gesetzt werden.Josef Hilden, seit 20 Jahren Bauleiter auf Schloss Malberg, hat am Tag des offenen Denkmals "totale Begeisterung von jedem Besucher" erlebt. Für die Zukunft malt er sich Konzerte, Feste und Theateraufführungen im Garten aus. So wie es auch im 18. Jahrhundert üblich war. Damals schritt der Bischof vom Gartensaal auf die Terrasse, von der ihn eine ausladende Freitreppe hinab in den Garten führte. Dabei sah er auf das darunter liegende wildromantische Kyll-Tal. Diese Aussicht hat so viel Schönheit und Dramatik, dass der Garten auch ohne Programm ein Erlebnis bleibt.Finanzierung der Wiederherstellung der Gärten:Eiserner Garten (2006/07) Zuwendung der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur: 29 000 Euro; Spende der Kulturstiftung der Kreissparkasse Bitburg-Prüm: 5000 Euro; Spende der Dr. Hanns-Simon-Stiftung, Bitburg: 5000 Euro; Spende des Fördervereins Schloss Malberg: 22 943,81 Euro. Gesamtkosten: 61 943,81 Euro. Runder Garten (2011) Zuwendung aus Leader-Mittel durch den "Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raumes (Eler)": 18 700 Euro; Spende des Fördervereins Schloss Malberg: 21 760 Euro. Gesamtkosten: 40 460 Euro. sysSchloss-Führungen im Oktober am 15., 22. und 29. Oktober. Treffpunkt jeweils um 14.30 Uhr am Schlosstor. Eintritt: Erwachsene vier Euro, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre frei. Telefon: 06563/59125. 2. Juni 2012: Orchesterkonzert mit Barockmusik und Piazzola, Leitung Claudia Kussmaul; 1. November 2012: Konzert der Mozart Wochen Eifel. sys

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