Viele Bauplätze, aber wenige Neubürger

In vielen Ortskernen im ländlichen Raum stehen Häuser leer. Tendenz steigend. Dennoch werden immer wieder neue Baugebiete ausgewiesen. Die Kommunalpolitiker kennen das Problem. Und dennoch wird nur selten danach gehandelt. In Morbach liegen jetzt konkrete Zahlen auf dem Tisch.

 So wird kein Schuh draus: Eine Studie belegt, dass sich die Einwohnerzahlen in Morbach nicht so entwickeln, wie es die Verwaltung der Einheitsgemeinde gerne hätte.TV-Foto: Klaus Kimmling

So wird kein Schuh draus: Eine Studie belegt, dass sich die Einwohnerzahlen in Morbach nicht so entwickeln, wie es die Verwaltung der Einheitsgemeinde gerne hätte.TV-Foto: Klaus Kimmling

Hoxel/Morbach. Wie sind die 19 Dörfer in der Einheitsgemeinde Morbach für die Zukunft aufgestellt, um das Ausbluten von Ortskernen zu vermeiden? Das haben Mitarbeiter des Morbacher Rathauses im vergangenen Jahr untersucht. Erstmals hat Thomas Recktenwald, Mitarbeiter des Bauamts, öffentlich über die Ergebnisse informiert, für die Gesamtgemeinde und speziell das Dorf.

Einheitsgemeinde Morbach: In den Neubaugebieten, die in den vergangenen zehn Jahren ausgewiesen wurden, besitzt die Gemeinde noch knapp 70 erschlossene Grundstücke. Weitere 95 sind in Bebauungsplänen ausgewiesen. Ein Planungsbüro hatte bis 2020 für Morbach einen Bevölkerungszuwachs von 2,86 Prozent und 339 Einwohner prognostiziert. Die Zahl hält Recktenwald allerdings für "sehr optimistisch". Demgegenüber stehen in der gesamten Einheitsgemeinde insgesamt 152 Gebäude leer. Hinzu kommen 492 unbebaute Grundstücke in den Ortskernen.

Hoxel: Für Hoxel geht die Prognose bis 2020 von einem Rückgang um zwei Einwohner aus. Derzeit stehen sechs Gebäude im Ort leer. 34 Grundstücke sind laut Recktenwald bebaubar. Allerdings: Nach seiner Schätzung stehen maximal ein Drittel der Bauplätze tatsächlich zur Verfügung. Bei den anderen ist unklar, ob die Eigentümer überhaupt bauen oder verkaufen wollen. Neun weitere Gebäude können auf der ehemaligen Industriebrache Thees, einer früheren Holzwollefabrik, entstehen. Ende der 1990er Jahre sei dort mit Fördermitteln das Modellprojekt "Neues Bauen im Dorf" mit zehn Bauplätzen entstanden, sagt Hoxels Ortsvorsteher Achim Zender. Populär sei das damals nicht gewesen. Offenbar war die Nachfrage gering. Inzwischen steht der erste Rohbau.

Was passiert mit den Ergebnissen der Potenzialanalyse? Laut Recktenwald werden sie in den Ortsbezirken vorgestellt. Auch der Gemeinderat werde sich mit dem Thema befassen. Wichtig sind aus seiner Sicht Anreize für Bauwillige, damit immer mehr Menschen alte Bausubstanz nutzen. Wie beispielsweise das Ortsbeiratsmitglied Ronja Mertens, die mit ihrer Familie die alte Scheune der Großmutter renoviert hat. Heute gibt es für so ein Vorhaben maximal 20 000 Euro Zuschuss aus einem Förderprogramm der Gemeinde. "Hätte das Geld Ihre Entscheidung beeinflusst?", fragt Recktenwald die Kommunalpolitikerin direkt. Sie glaubt das schon. Allerdings habe es das Programm zur Zeit des Umbaus noch nicht gegeben.

Was kann man mit den Informationen aus der Potenzialanalyse ansonsten machen? Ohne dem Gemeinderat vorgreifen zu wollen, sieht Recktenwald mehrere Möglichkeiten.

Die Kommune könnte Eigentümer ansprechen, ob sie bereit sind, ihr Grundstück zu verkaufen. Falls ja, könnte man die Fläche neben den eigenen Bauplätzen im Internet anbieten und bei Anfragen den Kontakt zu den Interessenten herstellen. Denkbar sei es auch, Kommunen, die auf die teure Ausweisung von Baugebieten verzichten, das gesparte Geld für andere Projekte zur Verfügung zu stellen. Dafür gab es allerdings im Gemeinderat in der Vergangenheit keine Mehrheit. Ein Beschluss wurde in Hoxel nicht gefasst.

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