Vom Müller zum Mörder

BEUREN. (ua) Einer der undurchsichtigsten und hinterhältigsten Spießgesellen der Hunsrücker Räuberbanden in den Jahren um 1800 war der aus Beuren im Hochwald stammende Jakob Porn. Mal übte er seine kriminellen Aktivitäten mit der Birkenfelder Bande, mal mit den Gaunern von der Mosel und zuweilen auch im Gefolge des Schinderhannes aus.

In den Verhörprotokollen wird er unter dem Namen "Müllerjakob" als Teilnehmer an mehreren Raubzügen und Überfällen erwähnt. Gleichwohl wurden Porn beim großen Prozess in Mainz "nur" drei Straftaten angelastet, für die er allerdings zum Tod unter dem Fallbeil verurteilt wurde. In Nikolaus Beckers "Actenmäßiger Geschichte" heißt es: "Jakob Porn, genannt Müllerjakob, 45 Jahre alt, ein Müller, gebürtig von Beuren im Hochwald, Cantons Saarburg, beschuldigt: 1) Der Landstreicherey. 2) Der Theilnahme an den unter Nro. 3, 21 und 22 bezeichneten Verbrechen. 3) Des in Gesellschaft Jakob Benedums auf der Streitmühle verübten, unter Nro. 1 der Verbrechen des letztern bezeichneten Diebstahls." Auch Porns Sohn saß mit ihm auf der Anklagebank: "Johann Porn, der Sohn, 19 Jahr alt, Müller, gebürtig von Osburg, Arrondissements Trier, beschuldigt: 1) Der Landstreicherey. 2) Einer der Urheber des an Mendel Löw zu Södern verübten, unter Nro. 21 bezeichneten Raubs und Meuchelmords zu seyn." Konkret handelte es sich dabei um einen bei Seesbach am Soonwaldrand unternommenen Mordversuch an dem Gendarmen André sowie um einen besonders folgenschweren Raubüberfall im saarländischen Sötern, wobei ein jüdischer Händler namens Mendel Löw ermordet wurde. Zeitweilig hatte sich Müllerjakob auf dem Breitsesterhof bei Baumholder niedergelassen, wo eines Tages auch Johann Bückler aufkreuzte. Porns erste Begegnung mit dem Schinderhannes lässt sogleich die Wesensart eines Menschen erkennen, den sein Schicksal äußerstes Misstrauen gelehrt hatte. Der Kirner Friedensrichter rekonstruierte und schilderte diese Begegnung gemäß den Verhöraussagen etlicher Beteiligter: Demnach erschien Anfang Juli 1801 eine Gruppe bewaffneter Räuber auf dem Breitsesterhof. Ihr Anführer, Johann Bückler, suchte das Gespräch mit Jakob Porn, genannt Müllerjakob. Dieser nannte ihm das Haus des Juden Herz Meyer in Ulmet am Glan als lohnendes Ziel einer "Expedition", bei der gewiss viel Gold und Silber zu erbeuten wäre. "Die Räuber machten sich sogleich auf den Weg und kamen in der Nacht zu Ulmet an, nachdem sie sich noch vorher auf dem Hof Fackeln zurechtgemacht hatten. Sie waren sieben an der Zahl: Johann Bückler, Peter Heinrichs Hans Adam (Johann Adam Hoffmann), Christoph Blümling von Laudert, der zu Köln im Gefängnis gestorben ist, Lorenzen Peter (Peter Wittmann von Hettscheid), der scheele Franz (Franz Bayer), Korbhannes Adam und Jakob Porn." Und dort machten sie auch reiche Beute.Von dem Raub wird an anderer Stelle noch die Rede sein. Von Porn - so behauptete Schinderhannes selbst - habe er nicht einmal den Nachnamen gewusst, "aber seiner Profession sey er ein Müller gewesen und ihm blos unter dem Namen Jakob bekannt geworden."

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