Zahn der Zeit nagt an alten Schätzen

BERNKASTEL-KUES. Die Leitung des St.Nikolaus-Hospitals hat beschlossen, durch Restaurierung und Konservierung den Erhalt wertvoller Handschriften aus dem 9. bis 15. Jahrhundert für die Nachwelt zu sichern. Wegen der hohen Finanzierungskosten hat das Cusanusstift das Projekt der "Buchpatenschaft" ins Leben gerufen.

 Bibliothekarin Gabriele Neusius zeigt die drei ersten restaurierten mittelalterlichen Handschriften der Cusanus-Bibliothek. TV-Foto: Marita Blahak

Bibliothekarin Gabriele Neusius zeigt die drei ersten restaurierten mittelalterlichen Handschriften der Cusanus-Bibliothek. TV-Foto: Marita Blahak

Zerfetzte und brüchige Buchrücken, fleckige, abgeriebene und aufgerissene Ledereinbände, Wurmlöcher im Deckel, zerstörte Bindungen, verschmutztes und durch Nässe beschädigtes Pergament oder Papier, herausgerissene oder abgegriffene Blätter, abgebrochene Metallschließen und unsachgemäße, auf Dauer die Substanz schädigende Reparaturen - so mitgenommen präsentieren sich die "Sorgenkinder" in der Bibliothek des Cusanusstiftes.Kosten pro Buch zwischen 500 und 3000 Euro

Das Hospital hütet den Büchernachlass seines Stifters Nikolaus von Kues, der rund 280 Bände umfasst. Es sind Handschriften aus dem 9. bis 15. Jahrhundert aus verschiedenen Wissensgebieten. Neben schlichten Gebrauchsexemplaren zeugen reich illuminierte (ausgemalte) Prachthandschriften vom Sammeleifer des Gelehrten Cusanus. Spätere Rektoren haben den Buchbestand noch erweitert. Allerdings haben nachlässige Behandlung sowie ungünstige räumliche und klimatische Bedingungen der Aufbewahrung an den teilweise über 1000 Jahre alten kostbaren Schriften ihre Spuren hinterlassen. Durch die Restaurierung und Konservierung soll der Erhalt der Kostbarkeiten für die Nachwelt gesichert werden. So zeigt Bibliothekarin Gabriele Neusius drei Schriften, die nach dem obersten Prinzip "möglichst viel von der Originalsubstanz erhalten und vor weiterem Verfall sichern" hervorragend restauriert wurden. "Ein weiteres Ziel ist die Wiederherstellung der Gebrauchsfähigkeit , damit man mit den Büchern wieder arbeiten kann", betont Neusius. Die Restauratoren fühlen sich besonderen Standards verpflichtet. Dazu gehören die Verwendung artgerechter und alterungsbeständiger Materialien, die Anwendung historischer Buchbindetechniken wie auch der Einsatz innovativer Techniken. Eine ausführliche Dokumentation in Wort und Bild schließt die Restauration ab. Schuber oder Kassette dienen dann den Büchern fortan als Schutz. Doch bevor ein Trierer und zwei Kölner Restauratoren an die Arbeit gehen konnten, musste gemäß Landesdenkmalschutz die Genehmigung der Unteren Kreisbehörde Wittlich vorliegen. Die drei ersten der zunächst 31 zur Restauration ausgewählten Bücher sind die beiden cusanischen Handschriften "Nicolai Cusani Cribratio Alkoran" von 1461 (Koran-Kommentar des Cusanus), die bereits einen Paten gefunden hat, und "Clavis physicae" (Einführung in die Physik) sowie die "Elementa artis pictoriae" (Grundzüge der Malkunst) des Leon Baptista Alberti, eines Zeitgnossen von Cusanus. Je nach Handschrift und Aufwand liegen die Restaurierungskosten nach einer Schätzliste zwischen 500 und 3000 Euro. Für diese große finanzielle Herausforderung hofft das St. Nikolaus-Hospital auf die großzügige Unterstützung all derer, denen der Fortbestand des cusanischen Erbes am Herzen liegt. Gesucht werden Buchpaten, die eine Restaurierung ganz oder anteilig übernehmen wollen. Auch jede kleine Spende ist willkommen. Anlässlich des Hausfestes am heutigen 6. Dezember berichtet Bibliothekarin Gabriele Neusius vom Stand des Buchpatenprojektes und zeigt die bereits restaurierten Handschriften. Informationen zum Projekt erteilt das Cusanusstift unter Telefon 06531/2260 oder Fax 06531/94087.

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